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Abgrund

Thriller | Yrsa Sigurdardóttir

E-Book (EPUB)
2020 btb Verlag; Veröld
400 Seiten
ISBN: 978-3-641-24969-4

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Kurztext / Annotation
Ein Toter im Lavafeld. Eine verschwundene Mutter. Abgrundtiefe Grausamkeit - Der neue Thriller von Bestsellerautorin Yrsa Sigurdardóttir!
Ein Toter, erhängt auf einer alten Hinrichtungsstätte in einem Lavafeld nahe des Präsidentensitzes. Eine ominöse Nachricht, mit einem Nagel in dessen Brust gerammt. Ein kleiner Junge, den man schließlich in der Wohnung des Toten findet. Schwer traumatisiert. Ohne jegliche Erinnerung.

Band 4 der Erfolgsreihe: Kommissar Huldar und Psychologin Freyja auf der Spur eines schwer zu fassenden Verbrechens.

Yrsa Sigurdardóttir, geboren 1963, ist eine vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin, deren Spannungsromane in über 30 Ländern erscheinen. Sie zählt zu den »besten Kriminalautoren der Welt« (Times). Sigurdardóttir lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Reykjavík. Sie debütierte 2005 mit »Das letzte Ritual«, einer Folge von Kriminalromanen um die Rechtsanwältin Dóra Gudmundsdóttir und begeisterte ebenso mit ihrer Serie um die Psychologin Freyja und Kommissar Huldar von der Kripo Reykjavík. Ihr Thriller »Schnee« verkaufte sich über 60.000 Mal und war monatelang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Zuletzt erschien von ihr der Thriller »Nacht«.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

2. KAPITEL

Die Leiche schaukelte im Wind, drehte sich gemächlich im Halbkreis und wieder zurück. Huldar schaute weg, als das bläuliche Gesicht das nächste Mal auftauchte, mit schwarzer heraushängender Zunge, ein unschöner Anblick. Der Kopf hing dem Mann auf die Brust, als würde er verwundert auf seine Füße schauen, weil er einen Schuh verloren hatte. Der Schuh lag im Auto der Spurensicherung, eingeschweißt in eine Plastiktüte. Zwar rechnete niemand damit, dass er Licht auf diesen traurigen Selbstmord werfen würde, trotzdem befolgte man das übliche Prozedere der Beweissicherung am Tatort. Wobei die Sicherung des Schuhs diesmal fast das Einzige war, was nach Plan verlief.

Huldar ließ den Blick über das zerklüftete Gebiet von Gálgahraun schweifen. Der Lavastrom war vor Tausenden von Jahren geflossen, lange bevor irgendein Mensch Island betreten hatte, als der arktische Fuchs das Land noch uneingeschränkt beherrschte. Vor einigen Jahren hatte Huldar an einer Polizeiübung in der Gegend teilgenommen, bei der sie einen kurzen Einblick in die Geschichte des Lavafelds bekommen hatten. Die raue, ungleichmäßige Landschaft war entstanden, als sich ein glühender Lavastrom über ein sumpfiges Gebiet in Küstennähe ergossen hatte. Dabei begann der Sumpf zu kochen, und die halb erkalteten Lavadecken explodierten. Spalten, Krater, spitze Hügel und endlose durcheinandergewürfelte Lavabrocken und Höcker, so weit das Auge reichte. Selbst der Teppich aus Moos, der im Lauf der Jahrhunderte auf dem Lavafeld gewachsen war, konnte dessen Rauheit nicht überdecken. Es war eine trostlose, unruhige Landschaft.

»Schon sonderbar, sich hier zu erhängen, oder?« Huldar wandte sich von dem Toten ab und drehte sich zu seinem Kollegen Guðlaugur.

»Auch nicht sonderbarer als anderswo.« Guðlaugur starrte immer noch auf den Mann in der Schlinge. »Damit ist er sichergegangen, dass ihn kein Angehöriger findet. Ich denke mal, das ist der Grund.«

»Hm, vielleicht.« Huldar war nicht überzeugt. Die Tat hatte einiges an Vorbereitung bedurft. Der Felsen lag ein ganzes Stück von der Straße entfernt, und das Brett, das als Galgen diente, war schwer und unhandlich. Huldar war gelernter Tischler und kannte sich mit so was aus. Er würde seine letzten Atemzüge jedenfalls anders verbringen, als ein dickes Brett durch die Gegend zu schleppen. Aber er behielt seine Meinung für sich. Der junge Kollege war an diesem Sonntagmorgen auffallend verkatert, hatte rot unterlaufene Augen, sah mitgenommen aus und steckte sich andauernd Lakritze in den Mund. Momentan kam er, wenn er überhaupt mal etwas sagte, nur mit Zustimmung klar.

Huldar drehte sich wieder zu den beiden Lavakegeln und verfolgte, wie seine Kollegen sich beratschlagten, wie man den Mann am besten runterholen könnte. Das Seil war um das Brett geknotet, und alle Versuche, es durchzuschneiden, würden vermutlich dazu führen, dass der Tote ein paar Meter tief fallen oder an den scharfen Lavafelsen entlangschrammen würde. Natürlich war es trotz allem wünschenswert, ihn möglichst unversehrt zu bergen. Erla stand unter der Leiche, zeigte nach oben und rief den Kollegen, die raufgeklettert waren, etwas zu. Sie bemühten sich, ihre Anweisungen zu befolgen, aber es war etwas anderes, von unten Befehle zu erteilen, als sie oben an der Felskante auszuführen. Erla war kurz davor, die Geduld zu verlieren, zu ihnen hochzuklettern und ihnen zu demonstrieren, wie man das machen musste. Falls sie dann unverrichteter Dinge wieder herunterkäme, wäre sie noch schlechter gelaunt.

Das Brett knackte und knirschte, als ein Polizist versuchte, auf dem Bauch darüber zu robben. Es war unklar, was er vorhatte, er würde den Toten ja wohl kaum raufziehen und mit ihm zurück zu dem Felsvorsprung kriechen können. Bei den Geräuschen des Bretts gab er seinen Plan schnell wieder auf. Erla konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen und stöhnte laut, denn das war ihr Vorschlag gewesen.

»Wäre es nicht kl