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Der kleine Hutladen zum GlückOverlay E-Book Reader

Der kleine Hutladen zum Glück

Anne Labus

E-Book (EPUB)
2020 Aufbau Digital
Auflage: 1. Auflage
250 Seiten
ISBN: 978-3-8412-2500-9

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Kurztext / Annotation

Charlotte, genannte Charlie, erbt unverhofft das Hutgeschäft samt Mietshaus ihrer Tante Gerda und lässt kurzerhand ihr altes Leben in Berlin hinter sich und zieht zurück nach Bonn, den Ort ihrer Kindheit. Vor zehn Jahren war sie Hals über Kopf von dort weggezogen und seitdem nie mehr zurückgekehrt. Doch Charlie ist fest entschlossen: Sie wird hier ihr eigenes Hutgeschäft eröffnen! Und tatsächlich ist der Anfang gar nicht so schwer wie gedacht, denn Edita, die rüstige Freundin ihrer Tante, und Sarah, die Besitzerin des Cafés 'Frau Holle', stehen ihr mit Rat und Tat und Zimtschnecken zur Seite. Aber Charlie trifft auch auf ihre einstige große Liebe, den Schuhmacher Leo. Er war der Grund, dass Charlie damals nach Berlin zog und auch jetzt bringt er ihr Herz wieder ins Stolpern. Und dann ist da ja auch noch Frank, Editas Neffe, der Charlie einfach nicht aus dem Kopf gehen will und der für jedes Problem eine charmante Lösung findet. Als dann auch noch der Anruf einer bekannten Opernsängerin für einen Großauftrag eingeht, ist das Chaos perfekt ...

Mit 'Frau Holles' berühmtem Rezept für Zimtschnecken!



Anne Labus, Jahrgang 1957, lebt mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Udo Weinbörner, in der Nähe von Bonn. Nach ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau arbeitete sie unter anderem als selbständige Fitness- und Pilatestrainerin. Die Leidenschaft für das Reisen hat sie an ihren Sohn vererbt, der auf Hawaii seinen Lebensmittelpunkt gefunden hat. Die Autorin entspannt sich beim Kochen, liebt Bergtouren und lange Strandspaziergänge. Inspirationen für ihre Romane findet sie in Irland und Italien oder auch auf Spiekeroog.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Kapitel 1

Eigentlich wollte sie nie wieder einen Fuß in diese Stadt setzen, aber nun hatte der kalte Novemberwind sie vom Bahnhof hierher geweht. Charly stand frierend in der Bonner Altstadt vor dem schmalen, hohen Haus in der Breiten Straße. Sie stellte ihren Rollkoffer vor das Schaufenster.

»Wegen Trauerfall geschlossen« las sie auf einem Pappschild, das an der Eingangstür hing. Ein altmodischer Holzrollladen vor dem kleinen Schaufenster verhinderte einen Blick hinein. Über der Eingangstür hing noch das alte Firmenschild »Gerdas Hutmoden«.

Umständlich kramte Charly in ihrer Handtasche nach dem Schlüsselbund, den der Notar ihr gestern ausgehändigt hatte.

Was hatte sich Tante Gerda nur dabei gedacht, so früh zu sterben und ihr das Haus samt Laden zu vererben? Sicher träumte Charly schon lange davon, einen eigenen Hutladen zu betreiben, aber doch noch nicht jetzt. Mit dreißig fühlte sie sich einfach zu jung dafür. Sie war sich auch noch nicht sicher, ob ein Hutgeschäft in dieser Gegend auch heute noch genügend zahlungskräftige Kunden anlocken würde. Denn außer dem kreativen Aspekt musste auch der finanzielle stimmen, so viel wusste Charly.

Die Ladentür ließ sich nur schwerfällig öffnen, und die alte Ladenglocke schepperte zur Begrüßung. Charly tastete nach dem Lichtschalter und war froh, als der Kronleuchter den Raum hell erleuchtete.

Da war es wieder, dieses Gefühl der Vertrautheit, dieser Geruch, den sie seit ihrer Kindheit so geliebt hatte. Es roch nach Staub, Filz und einer geheimen Zutat, von der Tante Gerda immer behauptet hatte, es sei ein magischer Duft, der die Kundinnen zum Kauf verführen könne. Hier hatte sich wirklich nichts verändert: an den Wänden Glasvitrinen voller Damenhüte, Kreationen vergangener Zeiten, und dann dieser alte Ladentisch mit den Schubladen voller feiner Lederhandschuhe und obendrauf die alte Kasse.

Charly erinnerte sich daran, wie oft sie als kleines Mädchen auf diesem Tisch gesessen und den Kundinnen bei der Anprobe zugesehen hatte.

»Wenn ich mal groß bin, will ich auch Hüte machen!«, hatte sie damals gesagt und Tante Gerda in der angrenzenden Werkstatt über die Schulter geschaut.

Damals durfte sie an einem Probehut ihre ersten Nähversuche wagen und eine Schleife festnähen. So entstanden nach und nach die ersten Kreationen à la Charly, die von Tante Gerda stolz im Schaufenster präsentiert wurden, natürlich unverkäuflich.

Charly schob den schweren roten Samtvorhang zur Seite, der den Laden von der Werkstatt trennte, und nieste heftig, als ihr eine Staubwolke entgegenflog. Dunkel war es in dem kleinen Arbeitsraum, die altmodische Übergardine noch zugezogen, gerade so, als wäre Gerda noch oben in ihrer Wohnung.

Durch das vergitterte Werkstattfenster schaute man in den kleinen Hinterhof, in dem sich eine alte Kastanie zwischen den hohen Hauswänden gen Himmel reckte. Der perfekte Ort für eine kleine Kaffeepause in der Mittagssonne. Wie oft hatten Gerda und sie dort draußen auf zwei wackeligen Gartenstühlen gesessen und sich die Sonne auf die Nase scheinen lassen?

Jetzt, im November, wirkte der Hinterhof grau und hässlich und man konnte sich kaum vorstellen, wie schön es unter der blühenden Kastanie im Frühling war.

Charly setzte ihre Werkstattinspektion fort. Auch hier hatte sich nichts verändert. Hohe Holzregale an der einen Wand, in denen sich Hutstumpen, halb fertige und fertige Hüte stapelten. Im untersten Regalfach Kisten voller Ripsbänder, Tüll und Federn. Nähgarne, nach Farben sortiert, und die passenden Nadeln auf einem Nadelkissen daneben. Der schwere Werkstatttisch vor dem Fenster mit einem Küchenstuhl davor wartete nur darauf, von ihr wieder mit kreativem Chaos überhäuft zu werden. Hinten in der Ecke die alte Pfaff-Nähmaschine. »Kräftig und solide wie ein Ackergaul«, hatte Tante Gerda gesagt. »Das wichtigste Utensil für mich!« Und natürlich der alte Hutweiter und das schwere Bügeleise