Suche

Die KinderOverlay E-Book Reader

Die Kinder

Thriller | Wulf Dorn

E-Book (EPUB)
2017 Heyne Verlag
320 Seiten
ISBN: 978-3-641-19681-3

Rezension verfassen

€ 13,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!
  • Als Taschenbuch erhältlich
Kurztext / Annotation
Auf einer abgelegenen Bergstraße wird die völlig verstörte Laura Schrader aus den Trümmern eines Wagens geborgen. Im Kofferraum entdecken die Retter eine grausam entstellte Leiche. Als die Polizei den Psychologen Robert Winter hinzuzieht, wird dieser mit dem rätselhaftesten Fall seiner Karriere konfrontiert: Die Geschichte, die Laura Schrader ihm erzählt, klingt unglaublich. Doch irgendwo innerhalb dieses Wahnkonstrukts muss die Wahrheit verborgen sein. Je weiter Robert vordringt, desto mehr muss er erkennen, dass die Gefahr, vor der Laura Schrader warnt, weitaus erschreckender ist als jeder Wahn.



Wulf Dorn (*1969) war zwanzig Jahre in einer psychiatrischen Klinik tätig, ehe er sich ganz dem Schreiben widmete. Mit seinem 2009 erschienenen Debütroman 'Trigger' gelang ihm ein internationaler Bestseller, dem weitere folgten. Dorns Bücher werden in zahlreiche Sprachen übersetzt und begeistern eine weltweite Leserschaft. Für seine Storys und Romane wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem französischen Prix Polar, dem ELLE Readers Award und dem Glauser Preis.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

I. Die Tankstelle. Sturmfahrt. Der Fund.

I.

Die Tankstelle. Sturmfahrt. Der Fund.

Noch bevor der zweite Signalton für die Kurzmitteilung verstummt war, hatte sich Patrick Landers bereits das Handy gegriffen.

Endlich!

Doch statt Sus Foto erschien auf dem Display nur das Logo seines Mobilfunkanbieters. Die Nachricht darunter warb für extra günstige Herbsttarife.

»Verdammt!«

Er ließ das Telefon zurück auf den Beifahrersitz fallen. Vor ihm lag noch ein gutes Stück Fahrt, und der Himmel verdunkelte sich wie ein unheilvolles Omen. Er erhöhte das Tempo und sah in den Rückspiegel, als könne er dort die Gesichter zu den Stimmen sehen, die ihn in seinen Gedanken verfolgten.

»... spricht kaum noch ein Wort ...«

»... wie ein völlig anderer Mensch ...«

»... hat sich plötzlich verändert ...«

»... verhält sich merkwürdig, irgendwie ... Wie soll ich sagen? Unheimlich. Ja, unheimlich!«

»Sie mögen mich für verrückt halten, Doktor, aber ich fürchte mich vor ihr.«

Und schließlich die Worte seines Doktorvaters: »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, Patrick. Ich bin ebenso ratlos wie du. In meinen zwanzig Berufsjahren ist mir so etwas noch nie untergekommen.«

Diese Worte wogen für Patrick am schwersten von allen. Gleich nach diesem Telefonat war er aufgebrochen, und seither bereute er, nicht schon viel früher losgefahren zu sein. Warum, zum Teufel, hatte er eine weitere Nacht verstreichen lassen?

Die Landstraße machte eine Linkskurve, vorbei an den heruntergekommenen Gebäuden einer längst aufgegebenen Molkerei, und dann endlich war der Pass ausgeschildert. Niemand kam ihm entgegen, und auch hinter ihm blieb die Straße leer. Seit er von der Autobahn abgefahren war und wenig später die Bundesstraße verlassen hatte, war er kaum noch einem anderen Fahrzeug begegnet, und seit einer knappen halben Stunde war er nun schon allein unterwegs. Das würde sich erst wieder zur Frühlingssaison ändern, wenn sich die Wohnmobile der Touristen über die schmale Strecke quälten, um in der abgelegenen Berggegend einen Wanderurlaub oder ein paar Tage beim Paragliding zu verbringen.

Falls dann überhaupt noch jemand hierherkommt.

Vor ihm verschwand nun auch das letzte Abendlicht unter der dicken schwarzen Wolkendecke, die nichts Gutes verhieß. Seit dem Nachmittag hatte der Wetterdienst vor orkanartigen Böen und starken Regenfällen in den höheren Lagen gewarnt. Ein Herbststurm konnte auf diesen engen, kurvenreichen Bergstraßen besonders gefährlich werden.

Doch noch mehr als das Wetter sorgte Patrick das, was ihn möglicherweise an seinem Ziel erwartete. Die Angst, er könnte mit seiner Vermutung richtigliegen, ließ ihm keine Ruhe mehr.

Vor Jahren hatte Su ihm ein T-Shirt mit dem Aufdruck Take it easy or easy takes you geschenkt. »Das passt zu dir«, hatte sie gesagt, und keiner, der Patrick auch nur ein wenig kannte, hätte ihr widersprochen. Patrick Landers war niemand, der sich schnell aus der Ruhe bringen ließ. Zwar hatte sich seither vieles verändert - Su und er waren nun schon eine ganze Weile nicht mehr zusammen und das inzwischen abgetragene T-Shirt wartete längst in irgendeiner Ecke seines Schlafzimmerschranks auf die Altkleidersammlung -, aber der Spruch traf es immer noch. Je älter Patrick wurde, desto mehr. In den fünfunddreißig Jahren seines Lebens hatte er gelernt, dass sich die meisten Dinge als harmloser erwiesen, als sie auf den ersten Blick schienen. Vorausgesetzt, man ging sie mit Bedacht und der nötigen Gelassenheit an.

Doch diesmal hatte er die Situation unterschätzt. Su hatte versprochen, sich bei ihm zu melden. In all den Jahren, die sie sich kannten, hatte sie ihre Versprechen stets gehalten. Aber nun waren schon drei Tage vergangen, o