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Steirerrausch

Sandra Mohrs neunter Fall | Claudia Rossbacher

E-Book (EPUB)
2019 Gmeiner-Verlag
Auflage: 2. Aufl.
282 Seiten
ISBN: 978-3-8392-5882-8

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€ 4,99

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Kurztext / Annotation
In einer Herbstnacht werden die LKA-Ermittler Sandra Mohr und Sascha Bergmann in die Südsteiermark gerufen. Schon die Fahrt zum Tatort in Kitzeck im Sausal gerät für Sandra zur Nervenprobe. Aus dem Nichts taucht ein Mädchen mitten auf der Fahrbahn auf, das genauso plötzlich wieder im dichten Nebel verschwindet. Bergmann will merkwürdigerweise nichts davon gesehen haben. Nach und nach wird der Fall um den ermordeten Weinbauern immer unheimlicher, führt er die Ermittler doch in dunkle Zeiten zurück, als der 'Spuk von Trebian' begann ...

Claudia Rossbacher, geboren in Wien, zog es nach ihrem Tourismusmanagementstudium in die Modemetropolen der Welt, wo sie als Model im Scheinwerferlicht stand. Danach war sie Texterin, später Kreativdirektorin in internationalen Werbeagenturen. Seit 2006 arbeitet sie als freie Schriftstellerin in Wien und in der Steiermark und schreibt vorwiegend Kriminalromane und Kurzkrimis. Ihre Steirerkrimis mit den LKA-Ermittlern Sandra Mohr und Sascha Bergmann waren allesamt Bestseller in Österreich. »Steirerblut«, »Steirerkind« und »Steirerkreuz« - ausgezeichnet mit dem österreichischen »Buchliebling 2014« - , wurden als Landkrimis für ORF und ARD verfilmt, ein weiterer Steirerkrimi soll demnächst folgen. www.claudia-rossbacher.com

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1.

Je näher die Ermittler der Mordgruppe ihrem Ziel kamen, desto dichter wurde der Nebel. Kurz vor der Autobahnabfahrt Leibnitz betrug die Sichtweite höchstens 50 Meter. Zuletzt keine zehn Meter mehr.

Auf der unbeleuchteten Landstraße schlich Sandra beinahe im Schritttempo dahin, damit sie die richtige Abzweigung zum Einsatzort in Gauitsch nur ja nicht verfehlte. Dass es streckenweise weder Bodenmarkierungen noch Begrenzungspfosten oder Leitplanken gab, gestaltete die nächtliche Fahrt durch den Nebel noch anstrengender. Umso mehr, als sie wusste, dass es im Sausal mancherorts direkt neben der Fahrbahn steil bergab ging.

Die Weingärten reichten hier bis auf 560 Höhenmeter hinauf und waren damit nicht nur die höchsten, sondern auch die steilsten des Landes. Mit einem Gefälle von 90 Prozent waren sie sogar noch steiler als die Mausefalle der Streifabfahrt beim Hahnenkammrennen in Kitzbühel. Bei allem technischen Fortschritt wurden derlei extreme Hanglagen auch heute noch in aufwendiger Handarbeit, gesichert mit Seilwinden beziehungsweise auf schmalen Terrassen bewirtschaftet, hatte ihr letzthin ein Winzer am Demmerkogel erklärt, der wie die meisten im südlichen Weinland der Steiermark lieber Weinbauer genannt werden wollte. »Weinzerln« waren früher die Arbeiter gewesen, die die zugewiesenen Weingärten zwar selbstständig, dennoch für ihre Lehensherren bewirtschafteten. Als Gegenleistung stellte dieser ihnen eine Winzerkeusche mit einer Wohnküche und einem Schlafraum zur Verfügung. Dazu einen Stall für eine Milchkuh, eine Sau und Hühner sowie ein Garterl neben der Keuschn, wo der Winzer seinen Heckenklescher für den Eigenbedarf ziehen durfte, einen süffigen Wein aus Direktträgertrauben. Auch eine Wasserquelle, die Zufahrt zur Keuschn, Brennholz aus dem nächsten Wald und ein Acker standen dem Winzer vertraglich zu, auf dem er anbauen konnte, was seine Familie und das Vieh so übers Jahr benötigten. Für die mühsame Arbeit in den steilen, oftmals rutschigen Weingärten bekam er eigens vom Schmied angefertigte Steigeisen und sämtliche Arbeitsgeräte von seinem Herrn. Bargeld hingegen selten. Und wenn, dann nur für Sonderleistungen. Da die Winzerverträge jeweils für ein Jahr abgeschlossen wurden, fragte der Lehensherr alljährlich an Jakobi am 25. Juli seinen Weinzerl, ob er ein weiteres Jahr bleiben wolle. War man sich einig, wurde ein Klapotetz im Weingarten aufgestellt - ein hölzernes Windrad, das mit seinen Klappergeräuschen die Vögel von den Weinbeeren fernhalten sollte. War die Familie zu groß für die Keuschn geworden oder lag ein besseres Angebot eines anderen Lehensherrn vor, siedelte der Winzer mit Sack und Pack, Kind und Kegel auf einem Karrenwagen mit Ochsengespann, später mit dem Traktor, weiter.

Hätte Bergmann die topografischen Besonderheiten der Region ebenfalls gekannt, wäre er vermutlich nicht so entspannt neben ihr gesessen und hätte sich mit seinem Smartphone beschäftigt. Wiewohl er den Fahrkünsten und Ortskenntnissen seiner Kollegin üblicherweise vertraute.

Dass Sandra soeben betete, es möge ihnen bloß kein Auto auf der engen Straße entgegenkommen, dem sie hätte ausweichen müssen, es aber vielleicht nicht können, ahnte er ebenso wenig. Auch wenn sie laut Navi keinen Kilometer mehr von ihrem Ziel entfernt waren, wurde ihr die nächtliche Fahrt immer unheimlicher. Die knorrigen, herbstlich verfärbten Rebstöcke erinnerten sie im fahlen Licht der Autoscheinwerfer an Zwerge aus einer mystischen Welt. Einer schien dem anderen die dürre Hand zu reichen. Bis die nächste gespenstergleiche Nebelschwade die vermeintlichen Fabelwesen wieder verschluckte.

Ganz bestimmt zählte Sandra nicht zu den ängstlichen Vertreterinnen ihres Geschlechts, dennoch war sie heilfroh, dass Bergmann neben ihr saß. Doch das behielt sie lieber für sich, um nur ja nicht wieder einen seiner Machosprüche zu provozieren. Zu allem Überfluss hatte sie auch noch die falsche Abzweig