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Cassandra - Niemand wird dir glaubenOverlay E-Book Reader

Cassandra - Niemand wird dir glauben

Eva Siegmund

E-Book (EPUB)
2017 cbt
ab 14 Jahre
ISBN: 978-3-641-21362-6

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Kurztext / Annotation
Was tust du, wenn du alles verlierst?
Nachdem Liz und Sophie dem Sandmann entkommen sind, arbeitet Liz als Blog-Jounalistin bei Pandoras Wächter. Nach einem kritischen Artikel über die Abschaffung des Bargelds wird sie verhaftet - sie soll den Chef der NeuroLink AG getötet haben. Alle Beweise sprechen gegen sie - aber ist sie wirklich eine Mörderin? Als Liz verurteilt und aus Berlin verbannt wird, bleibt ihre Schwester Sophie in der Stadt zurück. Nun ist es an ihr, die Wahrheit herauszufinden, doch bald ist auch Sophie in Berlin nicht mehr sicher.

Eva Siegmund, geboren 1983 im Taunus, stellte ihr schriftstellerisches Talent bereits in der 6. Klasse bei einem Kurzgeschichtenwettbewerb unter Beweis. Nach dem Abitur entschied sie sich zunächst für eine Ausbildung zur Kirchenmalerin und studierte dann Jura an der FU Berlin. Nachdem sie im Lektorat eines Berliner Hörverlags gearbeitet hat, lebt sie heute als Autorin an immer anderen Orten, um Stoff für ihre Geschichten zu sammeln.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

LIZ

Ich legte den Kopf auf meine Schreibtischplatte und atmete tief durch. Schon wieder einer dieser verrückten Tage in Berlin, von denen es in letzter Zeit mehr und mehr gab. Seitdem meine Schwester Sophie und ich in den Skandal um die Firma NeuroLink verwickelt gewesen waren, gab es in meinem Leben eigentlich keine normalen Tage mehr. Und so langsam ging mir das gewaltig auf die Nerven.

Nicht nur, dass die Politik verrücktspielte. Erst hatte man die Großstädte des vom Terrorismus gebeutelten Europas eingezäunt, Sicherheitsschleusen und Kontrollpunkte eingerichtet, anschließend war das Bargeld abgeschafft worden. Und kurz darauf hatten sie die Strafrechtsreform in Deutschland beschlossen, die in wenigen Tagen in Kraft treten würde. Eine Eilklage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte war heute gescheitert, nun war es unausweichlich.

Verbrecher wurden nicht mehr durchgefüttert, sondern einfach vor die Tür gesetzt - oder besser: vor die Stadt. Die Konten der Betreffenden wurden gelöscht und man konnte sehen, wo man blieb. Das würde Geld in die klammen Kassen spülen und man musste sich weder personell noch finanziell mit dem Abschaum der Gesellschaft beschäftigen. Alles in allem eine saubere Lösung, fanden viele.

Ich war natürlich, wie immer, dagegen und wollte heute als Erstes einen wütenden Artikel über die Reform für unseren Blog schreiben, doch ich konnte mich einfach nicht dazu aufraffen. Obwohl ich die Reform schrecklich und unmoralisch fand, kreisten meine Gedanken um etwas völlig anderes.

Vor mir auf dem Tisch stand mein Laptop. Wie jeden Morgen hatte ich mich bei meiner Ankunft in der Redaktion in unsere Redaktionscloud eingeloggt und meine Mails abgerufen. Es waren viele an diesem Mittwochmorgen, die meisten drehten sich um die Strafrechtsreform, obwohl natürlich die obligatorischen Morddrohungen und Liebesbriefe irgendwelcher Querköpfe auch nicht fehlen durften. Ich hätte nie für möglich gehalten, wie viele Typen sich die Mühe machten, einer anonymen Reporterin zu schreiben. Aber scheinbar war mein Deckname Anreiz für die wildesten Fantasien. Manchmal schickten die Männer sogar Fotos ihrer intimsten Teile. Alleine beim Gedanken daran rollten sich mir die Zehennägel hoch. Die meisten der Mails löschte ich, ohne sie genauer durchzulesen.

Doch eine Nachricht war mir an diesem Tag sofort ins Auge gesprungen und hatte mein Gehirn beinahe lahmgelegt. Denn der Absender war niemand Geringeres als Harald Winter, Vorstandsvorsitzender und Altvorderer von NeuroLink höchstpersönlich. Der alte Mann im silbernen Turm, der in unserer Redaktion nur 'Sauron' genannt wurde. Einer der reichsten und wichtigsten Menschen der Stadt und mein weißbärtiges fleischgewordenes Feindbild. Tag für Tag setzte ich mich für Datenschutz und Bürgerrechte ein - beides Dinge, die Winter mit Füßen trat und dafür sehr viel Geld kassierte. Es gab wohl kaum einen Konzern, der das Leben der Menschen so dramatisch verändert hatte wie NeuroLink. Und es gab wohl niemanden, der so verbissen gegen diese Firma anschrieb wie Pandoras Wächter und allen voran ich selbst.

Wir kämpften an zwei verschiedenen, völlig verhärteten Fronten und ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass Winter mir einmal persönlich schreiben würde. Und der Grund seiner Mail erst! Der Technikmogul bot mir ein Exklusivinterview über die Arbeit von NeuroLink und sein Lebenswerk an. Winter schrieb, dass es ein ganz bewusster Schritt sei, das Interview mir und niemand anderem anzubieten, da er auch für 'eine gewisse Kompensation' dessen sorgen wolle, was 'mir und meiner Familie widerfahren' sei. Er schlug für das Interview die große Jubiläumsfeier der Firma am Samstag vor und zwischen den Zeilen war deutlich herauszulesen, dass dieser Termin meine einzige Chance war. Er wollte das Interview auf seinem Hoheitsgebiet geben, in einem Moment, in dem das Unternehmen auf Hochglanz polie