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Das Koeberg ProjektOverlay E-Book Reader

Das Koeberg Projekt

Ein Kriminalroman aus Südafrika | Matthias Boll

E-Book (EPUB)
2018 Books on Demand
406 Seiten
ISBN: 978-3-7528-3760-5

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Kurztext / Annotation
Auf einer Mülldeponie im südafrikanischen Bloemfontein wird die halb verweste Leiche eines Mannes entdeckt. Neben ihr liegt eine Metalldose mit mysteriösem Inhalt. Zeitgleich lernt Wissenschaftler Frank Sattler im eintausend Kilometer entfernten Koeberg eine faszinierende Frau kennen. Bald muss er feststellen, dass sie eine erfindungsreiche Lügnerin ist. Der Direktor des örtlichen Kernkraftwerks, zu dem Sattler in geschäftlichem Kontakt steht, verhält sich feindselig und aggressiv. Warum? Sattler durchschaut erst spät die Zusammenhänge. Es geht in Wahrheit nicht um Lügen oder persönliche Anfeindungen, sondern darum, ein Inferno zu verhindern . . .

Matthias Boll (geb. 1971) ist promovierter Naturwissenschaftler mit einem großen Interesse an guten und logischen Krimis. Nach einem mehrjährigen beruflichen Aufenthalt in Südafrika hat er begonnen, selber Krimis zu schreiben, die - natürlich - in Südafrika spielen. Einem Land voller Widersprüche und Extreme, das damit eine ideale Kulisse für Verbrechen aller Art darstellt. Dabei lässt er die eigenen Erfahrungen geschickt in die erzählten Geschichten einfließen. Weitere Informationen unter: www.tia-verlag.de

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Kapitel 2

»Fünf Meter unter uns lodert das atomare Feuer.«

Sattler schaute nach unten auf den grauen Betonboden. Seine Schuhe steckten in insgesamt vier farblich unterschiedlich markierten Plastiküberschuhen. Schwer vorzustellen, dass unter ihnen tatsächliche gerade eine Kernspaltung stattfand.

Seine Idee war es wirklich nicht gewesen, hier im Kernkraftwerk von Koeberg bis in den letzten Winkel zu kriechen. Eigentlich war er aus einem ganz anderen Grund hier, aber François, der Südafrikaner mit den französischen Wurzeln, der bei der ESKOM für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich war, hatte ihm und seinem Kollegen Burkhard den Rundgang mehr oder weniger aufgedrängt. Sattler fand ihn schon auf den ersten Blick sympathisch: François mochte höchstens dreißig Jahre alt sein, war hoch aufgeschossen und schlank, regelrecht mager. Seine blonden Haare fielen ihm beim Sprechen ins Gesicht, aber durch eine routinierte Handbewegung verschaffte er sich immer wieder einen Durchblick.

Jetzt standen sie auf einer Platte aus Spezialbeton, und unter ihnen befand sich der laufende Kernreaktor, über ihnen die gewölbte Stahlbetonkuppel, durch die sich die meisten Kernreaktoren schon optisch von einem Kohle- oder Gaskraftwerk unterschieden. Zumindest hatte das François vorhin im Besprechungsraum behauptet. Sattler selbst hatte noch nie auf diese Details geachtet. Ihm war ohnehin nicht wohl in seiner Haut. Bei Begriffen wie 'Radioaktivität' und 'Kernspaltung' dachte er immer an Kernschmelze, Atombombe und Verstrahlung.

Nein, diese Gegend um Koeberg, ganz in der Nähe des idyllischen Kapstadt, hatte sicher schönere Flecken zu bieten als diese beiden Reaktorblöcke. Eigentlich würde er viel lieber irgendwo an der Waterfront sitzen, ein Glas Weißwein genießen und versuchen, einen Blick auf ein paar Wale draußen im Ozean zu erhaschen. Vielleicht hätte er sogar das besondere Glück und würde heute Abend in der untergehenden Sonne einige Delfine springen sehen?

»Bitte achten Sie darauf, dass Sie die Überschuhe in der umgekehrten Reihenfolge ausziehen, in der Sie sie angezogen haben.« François' Englisch hatte einen unüberhörbaren französischen Dialekt. »Ich habe Ihnen vorhin schon erklärt, dass die Kreise auf dem Betonboden, auf dem Sie stehen, zu unterschiedlichen Gefahrenbereichen gehören. Wir dürfen keine Radioaktivität verschleppen. Also: Die roten Überschuhe ziehen Sie aus und legen sie in die Box, sobald Sie den roten Bereich verlassen, dann die grünen, sobald Sie die grüne Linie übertreten. Dann kommt gelb und blau. Dann sind wir wieder am Eingang und gehen ein paar Stockwerke tiefer.«

Radioaktivität verschleppen, dachte Sattler und schüttelte dabei innerlich den Kopf. Nein, das wollte er nun wirklich nicht. Er tat, wie François es verlangt hatte, zog die dünnen Plastiküberschuhe nach und nach aus und platzierte diese mit spitzen Fingern in der bereitgestellten Box, bevor er den farbigen Kreis überquerte. So näherte sich die vierköpfige Gruppe langsam wieder der schweren Stahltür, die für normale Besucher den Zugang auf diese Ebene verhinderte. François und ein zweiter Mitarbeiter des Betreibers, ein großer Schwarzer in der Uniform einer Wachfirma mit einem Colt am Gürtel, hatten die Tür vor etwa einer Viertelstunde gemeinsam durch zwei getrennte Schlüssel geöffnet. Als würden wir hier die britischen Kronjuwelen finden, wunderte sich Sattler über diesen Umstand. Dabei befanden sie sich quasi auf dem 'Dachboden' des Atomkraftwerkes, und einen solchen Flair versprühte der Bereich auch.

Sattlers Kollege Burkhard blieb die ganze Zeit dicht neben ihm und machte dabei einen überraschend entspannten Eindruck. »Ist schon interessant«, sagte er dabei immer wieder. Er begann, Sattler damit auf die Nerven zu gehen. Burkhard wirkte mit seinem grauen Vollbart deutlich älter als knapp über fünfzig, die er in Wirklichkeit war. Sattler hatte in den wenigen Tagen, die er Burkhard in