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Es muss ja nicht perfekt seinOverlay E-Book Reader

Es muss ja nicht perfekt sein

Krystal Sutherland

E-Book (EPUB)
2019 cbj; Putnam / Penguin, US
400 Seiten; ab 14 Jahre
ISBN: 978-3-641-19877-0

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Kurztext / Annotation
50 irre Sonntage, viele Ängste und eine große Liebe
Esthers Familie ist ungewöhnlich. Das ist das Mindeste, was man sagen kann. Ihr Vater wagt sich nicht mehr aus dem Keller, der Bruder kann nur bei Licht schlafen und die Mutter hat panische Angst vor allem, was Unglück bringen könnte. Was Esthers größte Angst ist, weiß sie nicht. Aber vorsichtshalber notiert sie alles, was infrage kommen könnte, in einer Liste. Und die gerät ausgerechnet in die Hände von Jonah Smallwood - ihrem Schwarm aus der Grundschule. Doch statt sie auszulachen, hilft Jonah ihr, sich ihren Ängsten zu stellen. Gemeinsam arbeiten sie die Liste ab und kommen sich immer näher. Bis Esther erfährt, was Jonah getan hat.

Krystal Sutherland ist in Townsville, Australien, geboren und aufgewachsen, einem Ort, der noch nie einen Winter gesehen hat. Bevor sie 2011 nach Sydney zog, lebte sie in Amsterdam, wo sie als Auslandskorrespondentin gearbeitet hat, und in Hongkong. Krystal war auf der Shortlist für den Queensland Young Writers Award. Sie hat keine Tiere und keine Kinder, dafür aber ein Hollandrad mit dem Namen Kim Kardashian, und einen kleinen, aufblasbaren Dinosaurier namens Herbert. Ihr Debütroman war auf Anhieb ein großer Erfolg, wurde in mehr als zwanzig Länder verkauft und unter dem Titel »Chemical Hearts« mit Lili Reinhart verfilmt.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

Der Junge an der Bushaltestelle

Esther Solar hatte schon eine halbe Stunde draußen vor dem Pflege- und Rehazentrum Lilac Hill gewartet, als sie erfuhr, dass das Schicksal schon wieder zugeschlagen hatte.

Ihre Mutter Rosemary Solar erklärte ihr am Telefon, dass sie sich unter keinen Umständen mehr in der Lage sehe, ihre Tochter abzuholen. Eine Katze, schwarz wie die Nacht und mit dämonengelben Schlitzaugen, hatte sich auf der Motorhaube der Familienkutsche niedergelassen. - Ein denkbar schlechtes Omen, das sie davon abhielt, loszufahren.

Esther reagierte gelassen. Das spontane Auftreten von Phobien war in der Familie Solar nichts Neues. Und so machte sie sich in ihrem roten Umhang, der sich in der abendlichen Brise bauschte und seltsame Blicke einiger Passanten auf sich zog, auf den Weg zur vier Häuserblocks von Lilac Hill entfernten Bushaltestelle.

Unterwegs fragte sie sich, wen normale Menschen in so einer Situation anrufen würden. Ihr Vater saß immer noch im Keller fest, wozu er sich selbst vor sechs Jahren verdammt hatte, Eugene war nicht aufzufinden (Esther vermutete, dass er mal wieder durch einen Spalt in der Realität gerutscht war - das passierte ihm von Zeit zu Zeit), und ihr Großvater besaß nicht mehr die feinmotorischen Fähigkeiten, die man zum Lenken eines Fahrzeugs benötigte (ganz zu schweigen von der Erinnerung, dass sie seine Enkelin war).

Im Grunde genommen gab es also nur sehr wenige Menschen, die Esther im Krisenfall beistehen konnten.

Die Bushaltestelle war für einen Freitagabend relativ leer. Nur eine weitere Person saß dort. Ein großer schwarzer Junge, angezogen wie eine Figur aus einem Film von Wes Anderson: mit limettengrüner Cordhose, Wildlederjacke und einer über die Haare gezogenen Baskenmütze. Der Junge schluchzte leise, weshalb Esther genau das tat, was man eigentlich tun soll, wenn ein völlig Fremder in der Öffentlichkeit seinen Gefühlen freien Lauf lässt - sie ignorierte ihn komplett. Erst setzte sie sich neben ihn, dann zog sie ein zerlesenes Exemplar von Der Pate aus ihrer Tasche und bemühte sich sehr, konzentriert darin zu lesen.

Die Lampen über ihnen brummten wie ein Wespennest und gingen flackernd an und aus. Hätte Esther ihren Blick gesenkt gehalten, dann wäre das nächste Jahr ihres Lebens völlig anders verlaufen. Aber sie war nun mal eine Solar, und die Solars besaßen die schlechte Angewohnheit, ihre Nasen in Dinge zu stecken, die sie nichts angingen.

Der Junge schluchzte dramatisch. Esther schaute hoch. Quer über seinen Wangenknochen blühte eine Prellung im fluoreszierenden Licht dunkelviolett auf. Aus einem Riss in der Augenbraue tropfte Blut. Das gemusterte Oberhemd - eindeutig eine Kleiderspende aus der Mitte der 1970er-Jahre - war am Kragen eingerissen.

Wieder schluchzte der Junge auf, dann schielte er zu ihr rüber.

Esther vermied es eigentlich, mit Menschen zu reden, wenn es nicht zwingend nötig war. Manchmal mied sie Menschen sogar dann, wenn es eigentlich absolut nötig war.

»Hey«, sagte sie schließlich. »Alles okay?«

»Ich glaub, ich wurde überfallen«, sagte er.

»Glaubst du?«

»Kann mich an nichts erinnern.« Er zeigte auf die Wunde an seiner Stirn. »Man hat mir Handy und Geldbörse abgenommen, deshalb glaube ich, dass es ein Überfall war.«

Und in diesem Moment erkannte sie ihn. »Jonah? Jonah Smallwood?«

Die Jahre hatten ihn verändert, aber da waren noch immer dieselben großen Augen, das ausgeprägte Kinn, der durchdringende Blick, den er schon als Kind draufhatte. Natürlich hatte er inzwischen mehr Haare: einen Bartschatten und eine schwarze Mähne, die er im Pompadour-Style trug. Esther fand, er ähnelte Finn aus Star Wars: Das Erwachen der Macht, was, zumindest ihrer Ansicht nach, bedeutete, dass jemand ziemlich gut aussah. Er betrachtete sie, das Jackson-Pollock-Muster der dun