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Dinner am Mittelpunkt der ErdeOverlay E-Book Reader

Dinner am Mittelpunkt der Erde

Roman | Nathan Englander

E-Book (EPUB)
2019 Luchterhand Literaturverlag; Alfred A. Knopf
288 Seiten
ISBN: 978-3-641-24171-1

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Kurztext / Annotation
Was braucht es, damit endlich Frieden herrscht zwischen Israelis und Palästinensern? Der gefeierte jüdisch-amerikanische Schriftsteller Nathan Englander erzählt drei unwahrscheinliche Liebesgeschichten, die auf raffinierte Weise ineinander verschlungen sind und um diese zentrale Frage kreisen. Ein Mossadspion, der schon seit zwölf Jahren in einem geheimen Gefängnis eingekerkert ist, und sein Wärter. Ein General, der als Einziger von diesem Gefangenen weiß, aber seit Jahren im Koma liegt, und seine innigste Vertraute. Und ein Mann und eine Frau, die sich leidenschaftlich lieben, aber ebenso leidenschaftlich für ihr jeweiliges Land kämpfen - er ist Palästinenser, sie Israelin. Von Long Island über Berlin, Paris und Capri bis nach Israel und zum Gazastreifen, dem Mittelpunkt des so lange schon schwelenden Konflikts, führt dieser fesselnde und intensive Roman, der mit melancholischem Witz von Loyalität und Verrat, von Gewalt und Rache erzählt und von der schönsten aller Utopien träumt.

Nathan Englander wurde 1970 in New York geboren, wuchs in einer jüdischen Gemeinde in Long Island auf und studierte in Jerusalem und in New York Englische Literatur und Jüdische Geschichte. Heute ist er Distinguished Writer in Residence an der New York University und lebt mit seiner Familie in Toronto. Zu seinen Werken gehören der Roman »Das Ministerium für besondere Fälle« und der Erzählband »Worüber wir reden, wenn wir über Anne Frank reden«, der mit dem Frank O'Connor Short Story Award ausgezeichnet wurde und auf der Shortlist des Pulitzerpreises stand. Zuletzt erschien auf Deutsch der Roman »Dinner am Mittelpunkt der Erde«.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

2014 | Ein geheimes Gefängnis
in der Wüste Negev

Obwohl sie beide jeden Millimeter der Zelle kennen, jeden Kratzer in den Betonsteinen, jeden produktionsbedingten Fleck in den Kacheln, deutet der Wärter über seine Schulter zur über der Tür befestigten Kamera in ihrer dunklen, aufbruchsicheren Halbkugel im Casinostil, die so harmlos aussieht wie eine große Glasmurmel.

An der gegenüberliegenden Wand ist eine zweite, identische Kamera, direkt über dem Kopfende des schmalen Betts des Häftlings. Sie zielt auf die Plexiglastür von Toilette und Dusche und deckt auch das dünne Metallregal mit seinen Büchern, dem Kaugummi und den englischsprachigen Zeitschriften ab (die zu groß dafür sind). Das Regal zeigt, welche Privilegien dem Häftling über die Jahre von seinem Wärter zugestanden wurden.

Eine dritte Kamera ist über das schießschartenähnliche Fenster geschraubt und beobachtet, aus anderem Blickwinkel, die beiden anderen Kameras, die ihrerseits zu ihm hinsehen. Das Bett steht an der Wand gegenüber vom Fenster, an der als einziger kein Überwachungsinstrument hängt. Der Wärter hat schon immer das Gefühl, dass die Wand ungenutzt blieb, weil eine vierte Kamera den Overkill übertrieben hätte - allein schon die Fensterkamera mit ihrem Fischauge in Vogelperspektive erfasst jeden einzelnen Winkel der Zelle. Zusammen zeichnen die Einheiten jede Bewegung des Häftlings in dreifacher Form auf. Lediglich im Bad, dem einzigen toten Winkel der Kamera über der Tür, wird er nur zweifach aufgenommen.

Aufgenommen, mit Zeit und Datum versehen, ergänzt durch die Nummer der Kamera und den Spitznamen der Zelle, The Peach Pit, den der Wärter nur deswegen wählte, weil er gerade zu Hause war, einen Joint rauchte und die hebräischen Untertitel einer Beverly-Hills-90210-Wiederholung las, als der Anruf mit dem Jobangebot kam.

Der Wärter deutet auf die Kamera über der Tür und erklärt dem Häftling, wie es aussieht, wenn es in der Zelle stockdunkel ist und sich der Häftling wünscht, er wäre mit seinen Gedanken allein. Wenn er sich wünscht, es könnte für ihn nichts als Nacht sein, tief und rein.

Es ist ein Schock für den Häftling, da die Kameras und das, was der Wärter durch sie sieht, in ihren nun schon zwölf gemeinsamen Jahren das Einzige sind, worüber sie in ihren suchenden, tastenden, absolut endlosen Gesprächen nie geredet haben.

Der Häftling neigt den Kopf zur Seite und sieht den Wärter zweifelnd an, denn er weiß, dass der nicht ohne Grund plötzlich damit herauskommt. Und der Wärter weiß auch ein paar Dinge. Er weiß, dass er nicht so gebildet ist wie sein von sich so eingenommener verdammter Häftling und sein Talent für Metaphern vielleicht nicht das größte ist. Dennoch hat er ernsthaft versucht, eine zu verwenden, um die Dinge abzumildern, um so etwas wie Bilanz zu ziehen über ihre gemeinsame Zeit und das dann als Brücke zu den erschütternden Neuigkeiten zu nutzen - erschütternd selbst für einen verschwundenen, namenlosen Amerikaner in einer Zelle, die es nicht gibt, auf keiner Liste, nirgends.

Ja, es sind ziemlich schlechte Neuigkeiten.

Wenn er ihm mitteilt, wofür er in keiner Weise verantwortlich gemacht werden kann, wird der Wärter gezwungen sein, etwas, das er fashlot, Stümpereien, und der Häftling »mildernde Faktoren« nennen würde, hinzuzufügen, die der Geschichte eine bestimmte Einfärbung geben und ihn selbst eher schlecht dastehen lassen, ihn, den zuverlässigen, einzigen Freund des Häftlings. Vielleicht bringt es sogar ihre beiderseits geschätzte Beziehung in Gefahr - wobei ihnen der sehr Stockholm-Syndrom-artige Charakter durchaus bewusst ist -, die Häftling Z einmal als »patty-hearstisch« bezeichnet hat, was der Wärter nachschlagen musste.

Zu seiner Verteidigung, was die Komplikation angeht, die er noch nicht zugegeben hat, sagt sich der Wärter, dass er all die Jahre nur versucht hat, Häftling Z zu beschützen. Das war die eigentlic