Rezensionen

Neujahr
 

Robert


Neujahr

Henning, ein Mann, nicht wie ein Baum, sondern wie er noch nie in der deutschen Literatur festgemacht wurde. Ein 50%-Mann in Haushalt und mit den Kindern, ganz normal überfordert. Und geschlagen mit ES, das sind Panikattacken, die ihn heimsuchen. Der Neujahrsurlaub auf Lanzarote reißt unerwartet eigene Kindheitswunden auf und erzählt von zwei kleinen Kindern, die mitten im Ferienparadies in die Hölle geraten.



Juli Zeh setzt der Figur des überforderten Vaters ein literarisches Denkmal.

Janna Münster




Henning und Theresa führen eine Ehe nach neuen Geschlechtermodellen: zwei Kinder, sie verdient das Geld, er ist der Hausmann mit Teilzeitstelle. Aufgerieben von den Ansprüchen der Gesellschaft und seiner selbst, diese Rollen perfekt auszufüllen, ereilen Henning immer häufiger Panikattacken. Die Familie versucht, dem Alltag zu entfliehen und fliegt über Silvester nach Lanzarote. Scheinbar zufällig wird Henning nun mit einem alles überwältigendem Kindheitserlebnis konfrontiert.
Ich habe diesen Roman verschlungen. Juli Zeh vermag es mit diesem scheinbar banalen Titel eine Achterbahn der Gefühle auszulösen: sie beleuchtet die menschlichen Abgründe und stellt die Frage nach den Auswirkungen der Kindheit auf unsere Existenz. Die Lektüre dieses Buches bewegt mich immer noch.

Barbara Kumpitsch


Neujahr

Henning verbringt die Feiertage und den Jahreswechsel mit seiner Familie auf Lanzerote. Warum er unbedingt dorthin wollte und wieso er die Radtour ohne Proviant auf den Fermes machen muss, das weiß er selber nicht. Juli Zeh arbeitet mit der Theorie, dass Ereignisse in der frühen Kindheit, die später oft besprochen wurden, für die Betroffenen so real werden, obwohl sie sich nicht mehr bewusst daran erinnern. Hennings Bilder werden aber real, auch wenn seine Mutter ihm nie erzählt hat, dass er mit seiner Schwester in dem Haus auf dem Fermes Urlaub gemacht hat. Juli Zeh baut extreme Spannung auf. Man benötigt als Leser viel Kondition, um den Berg zu bezwingen!

Sandra Heugenhauser


Sehr Bewegend

Henning macht mit seiner Frau und seinen zwei Kindern über die Weihnachtsfeiertage Urlaub auf Lanzarote. Am Neujahrsmorgen will er mit dem Rad den Steilaufstieg nach Femés bezwingen um endlich wieder mal Zeit für sich alleine zu haben. Denn Henning fühlt sich schon lange in seiner Rolle als Familienernährer, Ehemann und Vater überfordert, und wird seit einiger Zeit von Panikattacken heimgesucht. Als er schließlich völlig erschöpft das Ziel erreicht, bemerkt er dass er hier nicht zum ersten Mal ist. Seine Gedanken führen ihn zurück in seine Kindheit in der er in diesem Ferienparadies durch die Hölle gegangen ist. Er erinnert sich wieder an das schreckliche Erlebnis, welches ihn fast das Leben gekostet hätte und das er bis zum heutigen Tag erfolgreich verdrängt hat..

Brigitte Thaler


Neujahr

Henning, mit seiner Frau Theresa und den beiden Kindern in Urlaub auf Lanzarote, beschließt am Neujahrsmorgen, eine Radtour zu machen. Diese wird bei ihm jedoch zur tour de force, die all seine Kräfte raubt. Denn während des steilen Anstiegs denkt er über sein Leben nach: Er wird seit einiger Zeit permanent von immer stärkeren Panikattacken geplagt. Er weiß nicht, woher diese kommen und nichts und niemand kann ihm dabei helfen. Am Ziel angekommen, merkt er plötzlich, dass ihm das Haus dort bekannt vor kommt. Aber woher? Wir erfahren nun, was ihm damals mit seiner Schwester Luna passiert ist. Äußerst spannend erzählt uns Juli Zeh von den inneren Kämpfen eines Mannes, der überfordert zu sein scheint und von den Erlebnissen der Kindheit, die sehr prägend sein können.