Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral! (Brecht, Dreigroschenoper)
Was bedeutet Moral, was Zivilisation, wenn es um nichts anderes geht als ums bloße Überleben? Dieser Frage geht Franzobel in seinem neuen Roman nach: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus am 18. Juli 1816 ein etwa zwanzig Meter langes Floß. Was er darauf sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: hohle Augen, ausgedörrte Lippen, verbrannte Haut voller Wunden und Blasen, Leichenteile. Die ausgemergelten, nackten Gestalten sind die letzten 15 von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa zwei Wochen auf offener See überlebt haben. Da es in den Rettungsbooten zu wenige Plätze gab, wurden die 147 auf ein Floß gesetzt, das hinter den Booten hergezogen wurde. Die Seile wurden gekappt, und die Mannschaft einfach zurückgelassen. Diese reale Geschichte bildet die Folie für Franzobels epochalen Roman, der in den Kern des Menschlichen zielt. Spannend und fesselnd schildert Franzobel die Ereignisse rund um den Schiffbruch und die Rettung der Überlebenden.