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Die Halbwertszeit von GlückOverlay E-Book Reader

Die Halbwertszeit von Glück

Roman | Louise Pelt

E-Book (EPUB)
2024 Bastei Entertainment
Auflage: 1. Auflage
431 Seiten
ISBN: 978-3-7517-5625-9

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Kurztext / Annotation

Kann Glück mehr als nur ein Augenblick sein?

Paris 2019: Mylènes Glück steht eigentlich nichts mehr im Weg. Doch dann wird durch eine erschütternde Enthüllung ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt. Mylène fragt sich: Kann man überhaupt glücklich sein, solange man nicht weiß, wer man ist?

DDR-Grenzgebiet 1987: Einsiedlerin Johanna findet im Wald ein 17-jähriges Mädchen und versteckt es vor den Grenztruppen. Dadurch wird sie unversehens mit einer Vergangenheit konfrontiert, von der sie glaubte, sie längst hinter sich gelassen zu haben. Aber auch Erinnerungen an vergangenes Glück kommen wieder hoch. Doch darf man irgendwann wieder glücklich sein, auch wenn die eigene Schuld zu groß ist?

Los Angeles 2003: Bei einem Unglück ist Hollys Kollegin Jay ums Leben gekommen - und das nur, weil sie spontan für Holly eingesprungen ist. Von Schuldgefühlen geplagt, versucht Holly unter einem Vorwand, Jays Freund und Sohn etwas Glück zurückzugeben. Aber hätte auch sie selbst es verdient, wieder glücklich zu sein?

Ergreifend und kunstvoll verknüpft Louise Pelt die Geschichten dieser drei starken Frauen miteinander und erzählt mit kraftvoller, klarer Sprache von ihrer unbezwingbaren Sehnsucht nach Glück.



Louise Pelt wurde 1982 in Hamburg geboren. Mit dem Kinderopernchor bereiste sie früh die Welt, studierte anschließend Anglistik und Germanistik und schrieb einige Jahre für Film und Theater. DIE HALBWERTSZEIT VON GLÜCK schrieb sie als Roman, obwohl vieles und viele dagegensprachen. Vielleicht ist Mut ihre größte Superkraft - auf jeden Fall aber hat er ihre schönste Geschichte hervorgebracht. Sie lebt mit ihrer Familie zwischen Alster und Elbe.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

MARGARETHE
November 1938

Sie wusste, dass es keine gute Idee war, das Haus jetzt noch zu verlassen, es war sogar ausgesprochen dumm. Ihre Mutter hatte sie angefleht, nicht zu gehen, hatte auf das Kind im Bett verwiesen, und selbst ihr Vater war laut geworden, dabei hatte er sich das in all den Jahren mit seiner eigensinnigen Tochter stets verkniffen.

Aber hatte sie denn eine Wahl? Verstanden ihre Eltern nicht, dass sie nicht anders konnte, als noch einmal loszulaufen und sich zu versichern, dass alles in Ordnung war?

In Ordnung. Margarethe musste sich das Lachen versagen, das sich ihre Kehle hinaufdrängte, bitter und zäh. Seit einigen Jahren schon war nichts mehr in Ordnung, sie waren nur sehr gut darin geworden, sich etwas anderes einzureden. Wenn das Unmögliche Wirklichkeit wurde, blieb nicht viel mehr als der Schmerz über die eigene Kurzsichtigkeit.

Sie hatte sich kaum dafür interessiert, als Hitler zum Reichskanzler ernannt worden war, hatte zwar die besorgten Blicke ihrer Eltern bemerkt, die Worte, die ungesagt blieben, sobald sie den Raum betrat, doch echte Sorgen hatte sie sich nicht gemacht.

Was kümmerte sie schon das bisschen Politik? War letztere nicht genauso flüchtig wie die Mode, so unbeständig wie ein Frühlingswind, launisch vielleicht, aber im Grunde doch harmlos?

Doch das, was dann gekommen war, war nicht nur ein Lüftchen.

Es war ein Sturm, und mittlerweile verstand Margarethe, dass er noch lange nicht vorüber war.

Max und sie hatten sich schon eine Ewigkeit gekannt, ohne dass es jemals etwas bedeutet hätte. Seit sie denken konnte, hatte ihr Vater seine Uhren bei den Goldbergs gekauft, »solides Handwerk, tadellose Qualität«. Margarethe fragte sich manchmal, ob er es wohl bereute, sie für die Reparatur in den Laden geschickt zu haben, ob er sich manchmal wünschte, die Zeit zurückdrehen zu können. Das, was zwischen Max und ihr passiert war an jenem siebten Februar vor bald vier Jahren, ließ sich jedenfalls nicht zurückdrehen, es ließ sich nicht wegwischen und auch nicht verbieten. Die Liebe war kein bloßes Gefühl, sondern eine Wahrheit. Wer sie einmal erkannt hatte, konnte weder Augen noch Herz davor verschließen. So war es, wenn man etwas fand, was man nicht gesucht hatte.

Ihre Eltern mochten Max, so wie sie seine Familie im Grunde mochten. Vernünftige Leute waren diese Goldbergs, die gute Arbeit leisteten und damit zu einem kleinen Wohlstand gekommen waren. Warum nur mussten sie Juden sein?

Nicht dass Charlotte und Carl Freygang etwas gegen Juden gehabt hätten, für sie zählte der Mensch und nicht seine Konfession. Aber die Umstände legten nun mal nahe, dass es nicht einfach werden würde.

Max und seine Eltern redeten sich ein, dass es sich nur um eine vorübergehende politische Laune handelte, und auch Margarethe versuchte daran festzuhalten. Wie schlimm konnte es schon werden? Die Leute würden bestimmt rechtzeitig zur Vernunft kommen.

Als sie vor zwei Jahren festgestellt hatten, dass sie schwanger war, hatte Max nicht eine Sekunde gezögert und um ihre Hand angehalten. Ihre Eltern hatten sie schon zuvor gedrängt, mit der Ehe zu warten, bis sich alles etwas beruhigt hatte. Aber wie es aussah, warteten sie vergeblich.

Irgendwann hatte sich auch Max auf die Seite von Carl und Charlotte gestellt und sie überredet, das Kind im Elternhaus zu bekommen und aufzuziehen. Für Johanna war ihr Vater bisher ein Besucher geblieben.

»Sobald Ruhe einkehrt, holen wir alles nach«, versicherte Max wieder und wieder, und sie gab sich große Mühe, ihm zu glauben. Sie hegte keinen Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Absichten, aber die Sache mit dem Beruhigen bereitete ihr schlaflose Nächte. Würde denn jemals wied