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Ich bin's, Kitty. Aus dem Leben einer KatzeOverlay E-Book Reader

Ich bin's, Kitty. Aus dem Leben einer Katze

Roman | Mirjam Pressler

E-Book (EPUB)
2018 Beltz
206 Seiten; ab 10 Jahre
ISBN: 978-3-407-74928-4

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€ 7,99

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Kurztext / Annotation
Kitty ist stolz darauf, eine Katze zu sein. Doch jetzt muss sie sich alleine um das Überleben kümmern, was für eine Hauskatze gar nicht so einfach ist. Im Hof der alten Bäckerei findet Kitty Freunde - Flecki, Anusch und den weisen Kater Bruno, mit dem sie über das Gute und das Böse in der Welt philosophiert. Doch das Leben ist gefährlich und Kitty weiß, dass sie bald ein Zuhause finden muss. »Du wirst es schaffen«, hat Emma zu ihr gesagt. »Du bist klug und stark, und du hast ein größeres Herz als viele Menschen.« Eine zutiefst menschliche Katzengeschichte über das Leben und die Liebe.

Mirjam Pressler (1940 - 2019) lebte bis zu ihrem Tod in Landshut. Sie gehört zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren und hat mehr als 30 eigene Kinder- und Jugendbücher verfasst, darunter »Bitterschokolade« (Oldenburger Jugendbuchpreis), »Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen« (Deutschen Jugendliteraturpreis), »Malka Mai« (Deutscher Bücherpreis) »Nathan und seine Kinder«,»Ich bin's Kitty. Aus dem Leben einer Katze« und zuletzt »Dunkles Gold« sowie die Lebensgeschichte der Anne Frank »Ich sehne mich so«. Außerdem übersetze sie viele Bücher aus dem Niederländischen, Englischen und Hebräischen. Für ihre »Verdienste an der deutschen Sprache« wurde sie 2001 mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ausgezeichnet, für ihr Gesamtwerk als Übersetzerin mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises und für ihr Gesamtwerk als Autorin und Übersetzerin 2004 mit dem Deutschen Bücherpreis, der Corine und der Buber-Rosenzweig-Medaille sowie mit dem Friedenspreis der Geschwister Korn und Gerstenmann-Stiftung.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

4.

Satt gefuttert, leicht verschlafen,
leben Katzen wie die Grafen.

von mir

Ja, dieser Satz stammt von mir. Er ist zu meinem Lebensmotto geworden, das mich von meiner Kindheit an begleitet hat und mich, ehrlich gesagt, auch heute noch begleitet.

Es müssen an die zwei Jahre gewesen sein, die wir gemeinsam verbrachten, mein Frauchen und ich, denn ich war inzwischen ausgewachsen und hatte auch ein bisschen Fett auf die Rippen bekommen. Und die Stockrosen hatten mindestens ein- oder zweimal im Sommer geblüht und ein- oder zweimal im Herbst ihre Blätter abgeworfen.

Das Reiheneckhaus war zu meinem Heim geworden.

Es war kein besonders großes Haus, aber eigentlich zu groß für eine alte Frau und ihre Katze, ein bisschen kleiner hätte es auch getan. Im Erdgeschoss befanden sich die Küche und das Wohnzimmer, außerdem noch eine Speisekammer und eine Toilette, im ersten Stock ein Badezimmer, das Schlafzimmer und ein Gästezimmer. Weil Emma allerdings nie Gäste hatte, jedenfalls nicht in der Zeit, in der wir beide zusammen in diesem Haus wohnten, hatte sie ihre Nähmaschine und das Bügelbrett im Gästezimmer abgestellt und auch sonst hineingeräumt, was ihr im Weg stand. Zum Beispiel den Wäschetrockner. Genau genommen war das Gästezimmer also eine Abstellkammer, obwohl auch ein Bett und ein Nachttisch darin standen. Übrigens, mein Katzenklo war unten im Flur, in der Ecke neben der Kellertür.

Das Haus gehörte uns beiden allein. Emma bekam nur selten Besuch. Manchmal tauchte eine ehemalige Kollegin auf. Ansonsten erschien jeden Morgen Herr Holbein, der Hausmeister der Siedlung, um nachzuschauen, ob alles in Ordnung war. Oder es kam der Postbote, der einmal in der Woche die Fernsehzeitung brachte und dann oft eine Tasse Kaffee bei uns trank. Oder Fabi, der Sohn des Lebensmittelhändlers, der die Einkäufe auslieferte, wenn Emma anrief und sagte, sie sei heute ein bisschen schwächlich.

Wir führten ein gutes Leben. Gleich nach dem Frühstück (Trockenfutter für mich, Müsli für mein Frauchen und Kakao für uns beide) machten wir es uns bei schlechtem Wetter für zwei, drei Stunden im Wohnzimmer bequem, bei gutem Wetter auf der überdachten Terrasse. Mein Frauchen, eine pensionierte Lehrerin, hatte es sich nämlich in den Kopf gesetzt, mir Lesen und Schreiben beizubringen, weil es, wie sie mir Tag für Tag versicherte, auf der Welt nichts Schöneres gab als Sommer, Sonne und ein interessantes Buch. Und dann fügte sie ebenso regelmäßig hinzu: »Und wenn's metaphysisch wird, dann ist es besonders schön.«2

(Ich habe übrigens nie verstanden, was sie mit »metaphysisch« meinte, es muss eines jener Wörter sein, die wir Katzen mit unseren anders gearteten, aber keineswegs armseliger ausgefallenen Gehirnen nicht verstehen können. Katzen sind eben das, was man pragmatische Philosophen nennen könnte, sie zerbrechen sich nur ungern den Kopf über mystische Gedankengänge, die niemandem etwas nützen.)

Ob mein Frauchen eine besonders gute Lehrerin war oder ich eine besonders schlaue Schülerin, habe ich nie herausgefunden, das Experiment ist jedenfalls gelungen, ich konnte schon bald so gut lesen wie ihre Schulkinder früher. Und manchmal sagte sie sogar, sie wäre froh gewesen, hätte sie damals ein paar helle Köpfe wie mich gehabt. »Die meisten meiner Schüler waren schrecklich ignorant«, sagte sie einmal, und als ich wissen wollte, was »ignorant« bedeutete, sagte sie: »Dieses Wort brauchst du dir nicht zu merken, es hat nichts mit dir zu tun.«

Ich lernte jeden Tag neue Wörter und Begriffe. Als ich ein Jahr alt war, sagte Emma, ich spräche schon wie ein Kind mit sieben, mit zwei würde ich vermutlich wie eine Vierzehnjährige sprechen und mit drei wie ein halbwegs erwachsener Mensch.

Mit dem Schreiben klappte es allerdings nicht so gut wie mit dem Lesen. Meine Pfoten sind, wie ich finde, mit den el