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Keiner sagt die WahrheitOverlay E-Book Reader

Keiner sagt die Wahrheit

Caleb Roehrig

E-Book (EPUB)
2019 cbt; Feiwel & Friends
416 Seiten; ab 14 Jahre
ISBN: 978-3-641-23490-4

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Kurztext / Annotation
Sein Ex hat ihm das Herz gebrochen, seine Schwester braucht seine Hilfe und ein Mörder ist auf freiem Fuß
Rufus erlebt die schlimmste Nacht seines Lebens. Erst taucht sein Ex-Freund Sebastian auf, der ihm das Herz gebrochen hat, und will reden. Und dann ruft seine Schwester April an, dass sie seine Hilfe braucht. Sebastian und Rufus finden sie blutverschmiert mit einem Messer in der Hand, neben ihr liegt ihr toter Freund. April schwört, dass sie es nicht war, und fleht ihn an, ihr zu helfen. Rufus hat eine Nacht, ihre Unschuld zu beweisen, und gerät dabei selbst in tödliche Gefahr ...

Caleb Roehrig ist Autor und TV-Producer. An chronischem Fernweh leidend, hat er bereits in Chicago, Los Angeles und Helsinki gelebt. Er hat über dreißig Länder bereist und kann Empfehlungen abgeben, wie man trotz eines bescheidenen Budgets die schönsten Orte zu sehen bekommt. Heute lebt er mit seinem Mann in Los Angeles.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

DIE LEITUNG IST TOT. Die plötzliche Stille in meinem Ohr ist so absolut, so unheilvoll, dass mir ein kalter Adrenalinstoß trotz der stickigen, schwülen Nachtluft Gänsehaut verursacht. »Hallo?«, sage ich idiotischerweise und merke, wie aufgewühlt ich klinge. »Bist du noch da?« Ein kurzer, sinnloser Blick auf das Display bestätigt mir, dass die Antwort natürlich »Nein« lautet.

»Was ist?«, fragt der Junge hinter mir, er scharrt mit seinen uralten Chucks auf dem rauen Straßenpflaster. Sebastians »Glücksschuhe« sind so zerfleddert, dass sie buchstäblich auseinanderfallen, durch die ausgefransten Löcher in dem grau gewordenen Segeltuch sieht man seine dunklen Socken. Früher fand ich das süß. »Wer war das?«

Ich wedle gereizt in seine Richtung, um ihn zum Schweigen zu bringen, während ich die Nummer mit meinem Handy zurückrufe. Es klingelt mehrmals, aber niemand nimmt ab. »Komm schon«, bettle ich laut. »Geh schon ran, verdammt noch mal.«

»Rufus, wer war das?«, wiederholt Sebastian, als ich es frustriert aufgebe, das Handy wieder in meine Hosentasche stecke und mich zu ihm umdrehe. Seine weit aufgerissenen, dunklen Augen sind voller Sorge und das macht mich wütend. Er hat kein Recht, sich um mich zu sorgen - nicht jetzt, nicht nach allem, was er getan hat -, aber auf einmal bin ich zu beunruhigt und verunsichert, um, wie noch vor ein paar Minuten, berechtigten Zorn zu empfinden.

»April«, antworte ich steif und ärgere mich kurz über mich selbst, weil ich auf seine Frage reagiere. Warum antworte ich ihm eigentlich? Mein Leben geht ihn nichts an. Nicht mehr.

»Deine Schwester?« Fassungslos zieht er die Nase kraus und die Augenbrauen zusammen. Es ist ein vertrauter Anblick, und auch das fand ich früher süß an ihm - früher, bevor er mir das Herz gebrochen hat.

»Eine andere April kenne ich nicht.«

»Warum hat sie dich angerufen?« Er will keine Zusammenfassung unseres Gesprächs. Ihn verblüfft die bloße Tatsache, dass mich meine Schwester überhaupt angerufen hat - und ich bin genauso überrascht wie er.

April ist gerade mal zehn Monate jünger als ich, sie fünfzehn, ich sechzehn, trotzdem kennen wir uns kaum. Ich bin nur rein formal ihr Bruder und man kann uns nicht einmal als Freunde bezeichnen; Freundschaft ist etwas, was unser Vater Peter Covington II, ein kontrollsüchtiger, aufgeblasener Wichtigtuer, niemals zwischen uns dulden würde. Und auch wenn es mir persönlich scheißegal ist, was der heuchlerische Arsch duldet und was nicht, will ich mit keinem der Covingtons auch nur das Geringste zu tun haben.

April jedoch hat so eine Art, sich einem ins Herz zu schleichen, egal wie viele Hindernisse man ihr in den Weg legt. Sie ist geht auf andere zu, ist immer gut drauf und traut sich was, und bisher hat es noch keine Regel gegeben, bei der April Covington nicht ein Schlupfloch gefunden hätte. Sie hat etwas Liebenswertes an sich, was ihr nicht einmal ihre gefühlskalten Eltern austreiben konnten - und garantiert haben sie sich nach Kräften bemüht. Allerdings ist es Peter und seiner Frau Isabel gelungen, ihr ein paar schlechte Eigenschaften mitzugeben; und daher ist April, so liebenswert sie auch sein mag, zuweilen durchaus berechnend, manipulativ und verzogen. Mit ihr zusammen zu sein, hat meistens seinen Preis, und ich bin ziemlich sicher, dass sie gerade angerufen hat, weil ich ihr noch was schuldig bin.

»Sie ist in Schwierigkeiten«, höre ich mich zu Sebastian sagen. Es klingt absurd distanziert, meine Gedanken überschlagen sich bereits, während ich mir zu überlegen versuche, was ich jetzt tun soll. »Sie - sie braucht meine Hilfe.«

»April braucht deine Hilfe.« Er wiederholt die Worte, um sie abzuwägen, kann sich jedoch genauso wenig einen Reim darauf machen wie ich. Und dennoch hat sie das vor nicht einmal zwe