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Das TrioOverlay E-Book Reader

Das Trio

Roman | Johanna Hedman

E-Book (EPUB)
2024 Luchterhand Literaturverlag; Norstedts
448 Seiten
ISBN: 978-3-641-28624-8

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Kurztext / Annotation
Drei Freunde in ihren Zwanzigern: Thora, Hugo und August. Sie stammen aus verschiedenen Welten. Aber in zwei magischen Sommern erleben sie eine Liebe fürs Leben.

Thora, einzige Tochter einer charismatischen Stockholmer Industriellenfamilie. August, angehender Künstler, seit Jahren ihr bester Freund und manchmal auch mehr. Hugo, gleichermaßen fasziniert wie verängstigt von dieser neuen und privilegierten Welt, in die er unvermittelt als Untermieter von Thoras Eltern gestoßen wird. Bald sind die drei unzertrennlich und verbringen jede wache Minute miteinander: in Cafés, auf Radtouren, in Paris, London, Berlin. Unter der Oberfläche lauern starke Gefühle; Themen wie Identität, Klasse und Liebe brechen auf. Das fragile Gleichgewicht zwischen ihnen droht schon bald zu zerbrechen, aber noch ist alles in der Schwebe, noch ist alles möglich.

Das Trio ist ein glänzendes literarisches Debüt: zugänglich und präzise, subtil und elegant. Es erzählt von der Jugend und ihren Aufbrüchen, aber auch von Themen, die zeitlos sind: dem Gefühl der Entfremdung wie auch dem Verlangen nach Zugehörigkeit und Verbundenheit.

Johanna Hedman wurde 1993 in Stockholm geboren. Sie hat einen Master-Abschluss in Peace & Conflict Studies von der Universität Uppsala und absolvierte ein Praktikum bei der schwedischen UN-Delegation in New York, wo sie Protokoll bei den Sitzungen des Sicherheitsrates führte. Sie hat in Paris, Indien und in New York gelebt und gearbeitet. Dies ist ihr erster Roman.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

FRANCES RUFT an einem Tag Ende April an und fragt, ob sie nächste Woche vorbeikommen dürfe. Sie sagt das so - vorbeikommen -, als ginge es darum, an einem Nachmittag auf einen Kaffee vorbeizuschauen, obwohl sie sich auf verschiedenen Seiten des Atlantiks befinden. Sie spricht, als sei sie außer Atem, und er kann sie beinahe vor sich sehen: rote Wangen, die Haare vom Wind zerzaust, vermutlich in einer viel zu dünnen Jeansjacke. Sie hat ein billiges Flugticket nach New York ergattert und betont, dass es ein Direktflug ist, als müsste er ihr zu diesem Schnäppchen gratulieren. Er hat sie lange nicht mehr gesehen und sagt, sie sei natürlich herzlich willkommen. Er erkundigt sich, ob sie bei ihm schlafen wolle, aber sie antwortet, dass sie vorhabe, bei Freunden zu übernachten. Es wird still. Er begreift, dass sie nicht nur angerufen hat, um auf einen Kaffee vorbeizukommen.

»Es gibt etwas, worüber ich mit dir reden will«, erklärt sie.

»Aha«, sagt er. »Und worüber?«

»Mutter.«

»Frances«, sagt er, spricht aber nicht weiter, er rechnet damit, dass sie wahrnimmt, mit welchem Nachdruck er ihren Namen betont.

»Ich weiß, ich weiß«, erwidert sie. »Deshalb will ich es ja auch nicht am Telefon besprechen.«

Er hört ihrem Tonfall an, dass sie ihre Hand ein Stück vom Körper entfernt hochhält, als griffe sie nach etwas Unsichtbarem in der Luft. Er hat sich immer gefragt, ob es eine Geste ist, die sie sich als Kind in den französischen Privatschulen angewöhnt hat, sie wirkt zu ausladend, um dem kühlen Stockholmer Temperament entsprungen zu sein.

»Liegt sie im Sterben?«, fragt er sarkastisch.

»Nein.«

»Ist sie krank?«

»Nein ...«

»Na also«, sagt er. »Du darfst gerne vorbeikommen, wenn du hier bist, aber ich möchte nicht über Thora sprechen.«

»Ich mache mir Sorgen um sie.«

»Sie will bestimmt nicht, dass du mit mir über sie redest.«

»Wie kannst du dir da so sicher sein?«

Obwohl Frances es nicht sehen kann, schüttelt er den Kopf. Auf dem Schreibtisch steht das aufgeklappte Notebook, aber der Bildschirm ist erloschen. Er berührt das Touchpad mit einem Finger, ein leeres Dokument taucht auf, und er betrachtet es einige Sekunden, ehe er den Bildschirm zuklappt.

»Du kennst sie doch«, sagt Frances.

»Ich kannte sie.«

Er hört ihre Atemzüge und den Verkehrslärm im Hintergrund. Er versucht, sie sich irgendwo in der Stockholmer Innenstadt vorzustellen, ist sich aber nicht mehr sicher, ob die Orte existieren oder ob sie eine Verschmelzung von Erinnerungen an eine Stadt in einem eigentümlich blauen Licht sind, wie alte Postkarten.

»Du kommst hoffentlich nicht deshalb hierher?«, fragt er.

»Nein«, antwortet sie.

»Bist du jetzt sauer auf mich?«

»Ich fliege nicht über den Atlantik, um mit dir über meine Mutter zu sprechen.«

»Okay. Gut.«

»Willst du mich immer noch sehen?«

»Ja, natürlich.«

»Man weiß nie.«

Es gefällt ihm nicht, dass sie das sagt, aber er protestiert nicht.

»Melde dich, wenn du hier bist«, sagt er, ehe sie auflegen.

*

Einige Jahre sind vergangen, seit Frances das erste Mal an seiner Tür klopfte. Er öffnete, und Frances sagte:

»Hallo.«

Und dann:

»Ich glaube, Sie kannten meinen Vater.«

Er hatte sie nicht gefragt, wer ihr Vater war. Es war nicht nötig. Er ließ sie herein.

Frances war in dem Jahr Gaststudentin. Anfangs wohnte sie bei einer von Thoras Cousinen, später zog sie in ein Wohnheim an der Upper West Side. Sie erzählte ihm, außer Thoras Cousine kenne sie niemanden in New York. Sie war einsam.

Er gewöhnte sich daran, dass Frances ein Teil seines Lebens wurde. Nachmittags nahm sie die U-Bahn zu ihm und saß in seinem Wohnzimmer oder in der Küche und lernte bis zum Abend. Sie meinte, sie könne sich be