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Geht's dir gut oder hast du Kinder in der Schule?

Was der Schulwahnsinn mit uns und unseren Kindern macht und wie wir ihn überleben – Eine Mutter erzählt | Anke Willers

E-Book (EPUB)
2019 Heyne Verlag
208 Seiten
ISBN: 978-3-641-23908-4

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Kurztext / Annotation
Vom Ernst des Lebens, der keinen Spaß versteht

Wer heute sein Kind einschult, wird als Mutter gleich miteingeschult. Weil Lehrer im Unterricht vieles nur anreißen und dann die Eltern in die Pflicht nehmen. So wird der Schulerfolg eines Kindes auch zum Erfolg der Eltern: Stimmen die Noten, haben sie alles richtig gemacht. Wenn nicht, kommen die Selbstzweifel. Und die Angst: Wird das Kind später mithalten können?

Auch Anke Willers, berufstätige Mutter von zwei Mädchen, ging es so. Anschaulich erzählt sie von der Schulzeit ihrer Töchter und wie sie seit Jahren als Hilfslehrerin überlebt. Im Austausch mit renommierten Experten beschreibt sie, warum Schule heute so kompliziert ist, wie man sich ein Stück Gelassenheit zurückholt und bei all dem nicht den Humor verliert.

Anke Willers ist Journalistin und Buchautorin. Viele Jahre lang war sie Textchefin der Zeitschrift ?ELTERN? und hat dort als Kolumnistin über ihren Familienalltag geschrieben. Heute ist sie leitende Redakteurin bei ?ELTERNfamily?. Sie ist verheiratet, hat zwei Töchter im Teenageralter und pendelt zwischen München und Hamburg.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Jetzt mal mit Abstand: Warum kriegen heute so viele Kinder eine Diagnose?

In nahezu jeder ganz normalen Grundschulklasse gibt es sie: Kinder, die irgendwas haben - Legasthenie oder Dyskalkulie oder AD(H)S (Aufmerksamkeitsdefizit-Störung mit oder ohne Hyperaktivität) oder irgendein anderes Problem, das ihnen beim Lernen im Weg steht, obwohl sie eigentlich pfiffige kleine Leute sind.

Sie haben also eine Diagnose - und wenn sie Glück haben, ist die Diagnose so, dass sie dem Kind Erleichterungen bringt in der Schule. So gibt es zum Beispiel für die diagnostizierte Legasthenie in den meisten Bundesländern einen Nachteilsausgleich: Die Rechtschreibfehler werden bei der Notengebung weniger gewichtet. Oder gar nicht gezählt. Das Kind bekommt in Prüfungen mehr Zeit.

Bei den meisten anderen Diagnosen gibt es aber oft erst mal keine Erleichterungen. So haben beispielsweise Kinder mit einer Rechenstörung in vielen Bundesländern Pech gehabt. Sie kriegen keinen Nachteilsausgleich - es sei denn, ihre Eltern haben den Nerv, zu klagen oder mit dem Lehrer über seine Ermessensspielräume zu diskutieren.

Versucht man das Thema offen anzusprechen, trifft man nicht selten auf Skepsis - vonseiten der Lehrer, Omas, der anderen Eltern, die diese Probleme mit ihren Kindern nicht in der Schule haben: »Sind diese ganzen Diagnosen, diese Etikettierungen nicht übertrieben?«, fragen sie. Nehmen die Eltern sie vielleicht nur deshalb dankbar auf, weil sie dann endlich einen Namen haben für die eigene Ratlosigkeit, die eigene Erschöpfung und die Schulprobleme? Vielleicht auch, weil es leichter ist zu sagen: »Mein Kind hat eine Krankheit oder Sowiesoschwäche«, statt zu sagen: »Mein Kind ist nicht so schlau«? Oder verhaltensauffällig? Oder schlecht gefördert, schlecht erzogen gar?

Unterstellungen dieser Art werden genährt von Publikationen wie der des amerikanischen Neurologen Richard Saul: ADHD does not exist, hieß sein Buch aus dem Jahr 2014: ADHS gibt es gar nicht ...2

»Solche Thesen finde ich schwierig und einen Schlag ins Gesicht der betroffenen Eltern und Kinder«, erklärt mir Professor Michael Schulte-Markwort im Gespräch. Er ist ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und hat schon Tausende Kinder angeschaut und untersucht. »Ich sehe diese Familien jeden Tag, und ich sehe auch: Die Eltern machen sich Sorgen, weil das Kind nicht zurechtkommt in der Schule, und sie fürchten, dass es dadurch im Leben benachteiligt sein wird. Was ist verwerflich daran?«

Im Kontext von Schulproblemen diagnostiziert der Professor am häufigsten Teilleistungsstörungen. Darunter fallen vor allem die Legasthenie, die Dyskalkulie oder auch die Dyspraxie, eine Koordinationsstörung (siehe »Dyspraxie«). Im Schnitt sind von diesen Störungen etwa fünf Prozent eines Schülerjahrgangs betroffen. In jeder Klasse also ein bis zwei Kinder. Dazu kommen andere Auffälligkeiten, die Lernprobleme verursachen - wie zum Beispiel ein schlechtes akustisches Kurzzeitgedächtnis oder AD(H)S.

Häufige Ursache für diese Schwierigkeiten, so Michael Schulte-Markwort, seien meist Verschaltungsstörungen im Gehirn, die schon in einer frühen Phase der Schwangerschaft entstünden, wenn sich das Gehirn entwickle. Die Kinder seien dabei aber meist normal oder sogar überdurchschnittlich intelligent. »Kann ja sein«, sagen die Skeptiker, wenn sie das hören, »aber früher gab es trotzdem nicht so viele Diagnosen.«

Stimmt, es gab nicht so viele Diagnosen. Lernstörungen und psychische Probleme waren trotzdem da: Die R