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His Dark Materials 4: Ans andere Ende der WeltOverlay E-Book Reader

His Dark Materials 4: Ans andere Ende der Welt

Band 4 der unvergleichlichen Fantasy-Serie | Philip Pullman

E-Book (EPUB)
2020 Carlsen Verlag GmbH
Auflage: 1. Auflage
752 Seiten; ab 14 Jahre
ISBN: 978-3-646-92830-3

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€ 11,99

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Kurztext / Annotation
Endlich: der packende vierte Band der »His Dark Materials«-Serie! Lyra, die Heldin aus Philip Pullmans Erfolgsserie, ist nun eine junge Studentin. Doch die Abenteuer ihrer Kindheit lassen sie nicht los. Ihr Dæmon, Pantalaimon, wird Zeuge eines brutalen Mordes, der Lyra an ihrer eigenen Vergangenheit zweifeln lässt und einen tiefen Zwist zwischen ihr und Pantalaimon auslöst. Allein macht Lyra sich auf die Suche nach einer Stadt, in der Dæmonen herumgeistern sollen, und einer Wüste, die angeblich die Wahrheit über den geheimnisvollen Staub birgt. Wird Lyra das Rätsel endlich lösen können? Alle Bände der unvergleichlichen Fantasy-Serie »His Dark Materials«: Über den wilden Fluss (Band 0) Der Goldene Kompass (Band 1) Das Magische Messer (Band 2) Das Bernstein-Teleskop (Band 3) Ans andere Ende der Welt (Band 4)

Philip Pullman wurde 1946 in Norwich, England, geboren. Er wuchs in Zimbabwe und Wales auf. Viele Jahre arbeitete er als Lehrer, bevor er sich ganz auf das Schreiben konzentrierte. Mit der »His Dark Materials«-Trilogie wurde er weltweit bekannt. Sie wurde in über 40 Sprachen übersetzt und Pullman erhielt zahlreiche Preise, darunter den Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis für sein Gesamtwerk. Er lebt in Oxford.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1
MONDSCHEIN UND BLUTVERGIESSEN

Pantalaimon, der Dæmon von Lyra Belacqua, die jetzt Lyra Listenreich hieß, lag ausgestreckt auf dem Fenstersims von Lyras kleinem Arbeits- und Schlafzimmer im St. Sophia College und versuchte, gewisse Gedanken so gut wie möglich zu verdrängen. Er nahm den kühlen Luftzug durch das schlecht schließende Schiebefenster wahr, das warme Naphthalicht auf dem Schreibtisch unter dem Fenster, das Kratzen von Lyras Stift und die Finsternis draußen. Im Augenblick waren ihm vor allem die Kälte und die Dunkelheit willkommen. Während er so dalag und sich immer wieder umdrehte, um die Kühle mal auf dem Rücken, mal auf der Stirn zu spüren, wurde sein Verlangen, in die Nacht draußen einzutauchen, noch stärker als seine Abneigung, mit Lyra zu sprechen.

»Öffne das Fenster«, sagte er schließlich. »Ich möchte hinaus.«

Lyra hörte auf zu schreiben, schob den Stuhl zurück und stand auf. Pantalaimon sah ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe vor dem nächtlichen Oxford. Er konnte sogar ihren Ausdruck rebellischer Unzufriedenheit erkennen.

»Ich weiß, was du gleich sagen wirst«, sagte er. »Natürlich werde ich vorsichtig sein, ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen.«

»In mancher Hinsicht schon«, erwiderte sie.

Sie griff über ihn an das Fenster, schob es nach oben und stellte ein Buch darunter, damit das Fenster geöffnet blieb.

»Und ...«, stammelte er.

»... schließ das Fenster nicht. Ja, Pan, ich weiß - ich soll einfach dasitzen und frieren, bis du beschlossen hast, wieder heimzukommen. Ich bin auch nicht auf den Kopf gefallen. Los, verzieh dich!«

Geschmeidig glitt er hinaus in die Efeuranken, die sich über die Mauern des College zogen. Einen Moment lang vernahm Lyra ein leises Rascheln. Pan mochte es nicht, wie sie miteinander sprachen oder vielmehr nicht sprachen, denn tatsächlich waren das die ersten Worte, die sie heute gewechselt hatten. Aber er wusste nicht, wie er das ändern konnte, und sie auch nicht.

Als er bis zur Mitte der Mauer gelangt war, fing er mit seinen nadelspitzen Zähnen eine Maus und erwog, sie aufzufressen, ließ sie dann aber überraschend los. Er kauerte sich in das dichte Efeu, atmete alle Düfte ein und genoss die unberechenbaren Windböen und die stockfinstere Nacht um sich herum.

Aber er würde vorsichtig sein, in zweierlei Hinsicht. Zum einen wegen des hellen cremefarbenen Fellflecks an seiner Kehle, der sich deutlich von seinem edlen rotbraunen Marderfell abhob. Dabei war es kein Problem für ihn, den Kopf gesenkt zu halten oder schnell zu laufen. Der andere Grund, vorsichtig zu sein, war weitaus gravierender. Auf den ersten Blick würde ihn niemand für einen Baummarder halten, obwohl er haargenau wie ein solcher aussah, denn er war ein Dæmon. Es war schwer zu sagen, worin der Unterschied lag, aber jedes menschliche Wesen in Lyras Umfeld würde es sofort erkennen, so sicher, wie es den Duft von Kaffee oder die Farbe Rot kannte.

Und ein Mensch ohne seinen Dæmon oder ein Dæmon ohne seinen Menschen in Sichtweite war etwas Verblüffendes, Unheimliches, ja Unmögliches. Kein normaler Mensch konnte sich so von seinem Dæmon trennen, nur Hexen konnten es angeblich. Diese Eigenschaft, die Lyra und Pan besaßen, war ihre ureigene und sie hatten sie vor acht Jahren im Reich der Toten um einen hohen Preis erworben. Als sie nach diesem höchst seltsamen Abenteuer nach Oxford zurückgekehrt waren, hatten sie mit niemandem darüber gesprochen und mit größter Sorgfalt darauf geachtet, es geheim zu halten. Aber manchmal, und in letzter Zeit häufiger, verspürten sie einfach das Bedürfnis, ohne den anderen zu sein.

Pan achtete darauf, im Schatten zu bleiben. Während er durch die Büsche und das lange Gras schlich, das die weitläufige, gepflegte Parklandschaft der University Parks säumte, nahm er die Nacht mit allen Sinnen in sich auf. Er bewegte sich lautlos und hielt den Kopf gesenkt.