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In eisiger Nacht

Detective Max Wolfes vierter Fall. Kriminalroman | Tony Parsons

E-Book (EPUB)
2018 Bastei Entertainment
Auflage: 1. Auflage
336 Seiten; ab 16 Jahre
ISBN: 978-3-7325-4992-4

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Kurztext / Annotation

Ein Schicksal, schlimmer als der Tod

London, an einem frostigen Wintermorgen. Bei einem Einsatz erwartet Detective Max Wolfe ein schrecklicher Anblick: In einem Kühllaster liegen zwölf erfrorene Frauen. Offenbar hatten sie noch versucht, sich aus ihrem eisigen Gefängnis zu befreien - vergeblich. Alles deutet darauf hin, dass sie von Schleusern illegal ins Land geschafft wurden. Doch warum mussten sie sterben? Als man im Führerhaus des Lasters nicht zwölf, sondern dreizehn Pässe entdeckt, schöpft Max Hoffnung: Wo ist die dreizehnte Frau? Lebt sie vielleicht noch? Auf der Suche nach ihr tauchen Max und seine Kollegen tief in die dunkle, gefährliche Welt des Menschenhandels ein - und nicht jeder von ihnen wird lebend zurückkehren ...

Ein neuer Fall für Max Wolfe aus der Feder von SPIEGEL-Bestsellerautor Tony Parsons



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Prolog
Das Mädchen aus Belgrad

Als Erstes nahmen sie ihr den Pass ab.

Der Mann sprang von der Ladefläche des Lastwagens und schnippte mit den Fingern in ihre Richtung.

Klickklack. Ein trockenes, forderndes Geräusch.

Sie hielt den Pass schon für die erste Behördenbegegnung bereit, und als sie ihn dem Mann reichte, sah sie im schwachen Schein der Belgrader Straßenbeleuchtung, dass er einen ganzen Packen Pässe in der Hand hatte. Nicht alle davon waren burgunderrot wie ihr serbischer Pass, es gab sie auch in Grün, Blau und Scharlachrot - Pässe von überallher. Der Mann schob ihren Pass unter das Gummiband, das die Pässe zusammenhielt, und ließ den Packen in der Tasche seines Wintermantels verschwinden. Sie hatte damit gerechnet, ihren Pass behalten zu dürfen.

Sie betrachtete den Mann genauer und hielt den Atem an. Eine Hälfte seines Gesichts verunstalteten alte Narben. Das misshandelte Fleisch sah aus, als wäre es geschmolzen und wieder erstarrt. Zum zweiten Mal schnippte der Mann mit den Fingern.

Klickklack.

Sie verstand nicht und sah ihren kleinen Bruder an. Der Junge zeigte auf ihren Koffer. Der Mann mit dem zerschmolzenen Gesicht wollte ihren Koffer. Er sprach sie auf Englisch an, obwohl es für sie beide nicht die Muttersprache war.

»Nix Platz«, sagte er und wies in den Lkw.

Aber sie hielt störrisch ihren Koffer fest und sah, wie in seinen Augen unvermittelt Wut aufflammte.

Klickklack, machten seine Finger. Sie ließ den Koffer los.

Der Koffer war das Nächste, was er ihr nahm. Es war unfassbar. In weniger als einer Minute hatte sie ihren Pass herausgerückt und ihr Eigentum aufgegeben. Sie roch Schweiß und Zigaretten an dem Mann und fragte sich nun zum ersten Mal, ob sie einen furchtbaren Fehler beging.

Sie sah ihren Bruder an.

Der Junge zitterte. Belgrad war kalt im Januar. Die Durchschnittstemperatur lag nur knapp über dem Gefrierpunkt.

Sie nahm ihn in die Arme. Ihr Bruder, ein schlaksiger Sechzehnjähriger mit einer Brille, an der ein Bügel nur durch Klebeband hielt, biss sich auf die Unterlippe und kämpfte um seine Beherrschung. Er erwiderte ihre Umarmung, wollte sie nicht loslassen, und als sie sich sanft zurückzog, hielt er sie weiterhin fest. Mit einem schüchternen Lächeln hob er sein Handy auf Kopfhöhe. Sie lächelten das winzige rote Licht an, das in der Dunkelheit strahlte, während er ein Selfie von ihnen machte.

Der Mann mit dem zerschmolzenen Gesicht packte sie knapp über dem Ellbogen und zog sie zum Lastwagen. Er war nicht sanft.

»Nix Zeit«, sagte er.

Auf den Kisten im Laderaum des Lkws saßen zwei Reihen von Frauen einander zugewandt. Alle drehten den Kopf und blickten sie an. Schwarze Gesichter. Asiatische Gesichter. Drei junge Frauen, die Schwestern sein konnten, mit Kopftüchern. Alle blickten sie an, aber sie sah nur ihren Bruder, der auf der leeren Belgrader Straße stand, ihren Koffer in der Hand. Sie winkte ihm zum Abschied, und der Junge öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber da wurden die Hecktüren zugeknallt, und sie sah ihren Bruder nicht mehr. Sie schwankte, als der Lkw unvermittelt losfuhr, nach Norden, zur Grenze.

Im Licht der einsamen Lampe unter der Decke des Laderaums betrachtete sie die Kisten. Viele Kisten waren es, alle gleich.

Birnen - Arnen - Nashi - Peren, stand darauf. Grushi - Pere - Peras - Poires.

Kruske, dachte sie und wiederholte, als wollte sie sich auf ihr neues Leben vorbereiten, das Wort auf Englisch: Pears.

Die anderen Frauen starrten sie noch immer an. Eine von ihnen, die am nächsten zu den Türen saß, rückte ein Stück zur Seite, damit sie Platz hatte. Sie kam aus Afrika, war keine zwanzig und hatte so dunkle Haut, dass sie zu glänzen schien.

Die Afrikanerin schenkte ihr ein b