Rezensionen

Die Geheimnisse meiner Mutter
 

Dreamer


Die Geschichte geht ans Herz

Wie geht man damit um, wenn einen die eigene Mutter als Baby verlassen hat und man nicht einmal weiß, warum? Das ist irgendwie die zentrale Frage, die in "Die Geheimnisse meiner Mutter" thematisiert wird.

Die beiden Protagonisten der Geschichte sind Elise (die Mutter) und Rose (die Tochter). Die Kapitel, in denen beide vorkommen, sind zwar relativ wenige, aber das heißt nicht, dass die Geschichte der einen nichts mit der der anderen zu tun hat. Mir jedenfalls hat die Geschichte beim Lesen fast das Herz gebrochen.

Da ist zum einen Elise, die irgendwie so dahintreibt, hin- und hergerissen zwischen Neid, Missgunst, der Angst, verlassen zu werden und impulsiven Reaktionen. Und da ist Rose, die sich in einem Leben eingerichtet hat, dass sie nicht besonders glücklich macht, aber das sie wenigstens gewohnt ist. Bis sie durch ihren Vater erfährt, dass der letzte Mensch, der ihre Mutter wohl gesehen hat, bevor diese verschwand, die Schriftstellerin Constance Holden war. Und so macht sich Rose erst einmal auf die Suche nach Constance, in der Hoffnung, dass diese ihr die Geheimnisse rund um das Verschwinden ihrer Mutter eröffnen kann.

Meine Meinung

Die Geschichte ist definitiv komplex. Erst im Nachhinein ist mir aufgegangen, wie unterschiedlich die einzelnen Personen dargestellt werden, je nachdem, in welcher Zeitenebene man als Leser den einzelnen Personen begegnet. So war mir Matt in der Zeitlinie von Elise zuerst nicht sonderlich sympathisch, mit der Zeit aber bin ich mit ihm warm geworden. Elise war für mich von Anfang an eine schwierige Persönlichkeit - ihr Verhalten war zum Teil gedankenlos, zum Teil auch einfach mit unrealistischen Erwartungen verbunden, manchmal beinahe grausam. Rose hingegen ist meiner Meinung nach innerhalb der Geschichte gewachsen, an ihren Herausforderungen, an tragischen Entscheidungen, an der Auseinandersetzung mit Fragen zu ihrem eigenen Leben.

Auch wenn das Cover den Leser vielleicht eher an ein Schwimmbad oder den Strand denken lässt und diese Assoziation definitiv mit der Geschichte zu tun hat, handelt es sich hier nicht um leichte Sommerlektüre - sondern um eine Geschichte, die nachdenklich macht und zu weiten Teilen einen melancholischen Ton anschlägt. Sie ist großartig erzählt, reißt einen mit und fesselt bis zum Ende. Daher vergebe ich auch fünf von fünf Sternen und empfehle das Buch gerne weiter!

Glücksklee


Absolut faszinierend und fesselnd

Der Klappentext verspricht schon, worum es in diesem Roman zentral geht: Um die Suche von Rose nach Spuren ihrer Mutter, die sie und ihren Vater verlassen hat, als Rose noch ein kleines Baby war. Aber es geht um so viel mehr. Die Geschichte wird nämlich nicht nur in der Gegenwart von Rose erzählt, sondern führt die Leser auch in die Vergangenheit von Elise, Roses Mutter.
Rose ist zwar vordergründig auf der Suche nach ihrer Mutter – meiner Meinung nach ist sie aber viel mehr auf der Suche nach sich selbst, einer Richtung, die sie ihrem Leben geben möchte. In ihrer Beziehung ist sie unglücklich, die beruflichen Perspektiven hat sie nie ganz ausgeschöpft. Es ist, als würde sie in einer Starre oder Warteposition verharren, aus der sie ausbricht, als ihr Vater ihr einen Hinweis zum Verbleib ihrer Mutter gibt – die Autorin Constance Holden.
Ich war fasziniert von der Entwicklung der Geschichte, von den Charakteren, auch wenn ich Elise ehrlich gesagt nicht besonders mochte. Sie war auf der einen Seite verletzlich und zerbrechlich, auf der anderen Seite aber auch nachtragend und anderen gegenüber nicht immer fair.
Constance Holden war für mich hier aber beinahe die tragischste Figur, was den Verlust angeht, den Elise anderen zugefügt hat.
Jessie Burton hat ein wirkliches Geschick bewiesen, die Szenen, die sie aus Gegenwart und Vergangenheit präsentiert, auszuwählen und so zu präsentieren, dass in die Geschichte eintauchen kann.
Von mir erhält dieser Roman volle fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung. Ich freue mich auf weitere Werke der Autorin, da mir ihre Art des Geschichtenerzählens unglaublich gut gefallen hat und die Charaktere mehrdimensional und greifbar waren.

Nele33


Wechselbad

Die Geheimnisse meiner Mutter löst bei mir ein Wechselbad der Gefühle aus und ich weiß bis jetzt nicht, wie ich das Buch gefunden habe.

Rose wird als Baby von ihrer Mutter verlassen und wächst bei ihrem Vater auf-so weit - so gut. Ihr Vater kann und will ihr bis sie selbst schon erwachsen ist nichts über ihre Mutter erzählen. Als Rose mittlerweile 35 Jahre alt ist, schenkt ihr Vater ihr zwei Bücher mit dem Hinweis, die Autorin sei eine bekannte Schriftstellerin gewesen und hätte ihre Mutter gekannt. Für Rose geht ein Traum-oder auch Albtraum in Erüllung. SIe macht sich auf den Weg zu Constanze und verschafft sich als Haushaltshilfe zugang zu ihr. Schnell merkt sie die Frau ist nicht einfach.

Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt, einmal aus dem Leben von Elise, Roses Mutter und dann im Heute von Rose. Die Autorin hat eine interessante Geschichte geschrieben, die für mich jedoch einige Längen hatte. Der Schreibstil war angenehm zu lesen und auch die Wortwahl und die Wahrheit über das Frauenbild hat mir gefallen. Alleine die Umsetzung hat nicht so ganz meinen Geschmack getroffen. Ich denke entweder liebt man dieses Buch, oder man kann so gar nichts damit anfangen.

Sago


Im Wortwald

Jessie Burton ist eine Wortkünstlerin. Immer wieder gelingen ihr Sätze, die ich markiert habe, um sie wiederzufinden.
Mütter und Töchter spielen eine große Rolle im Roman, vor allem abwesende Mütter. Die Geschichte bewegt sich auf zwei Zeitebenen, in den 80er Jahren und annähernd in der Gegenwart. In den 80ern lernt die junge Elise die charismatische Schriftstellerin Constance Holden kennen. Beide werden ein Liebespaar. In der Gegenwart begegnen wir Elises Tochter Rose, die mutterlos aufgewachsen ist. Genau wie einst Elise mäandert sie ziellos durchs Leben, obwohl schon Mitte 30. Als sie von der Verbindung ihrer Mutter zu der bekannten Schriftstellerin erfährt, gelingt es ihr, sich mit einer falschen Identität eine Stelle im Haushalt von Constance zu erschleichen. Was war vorgefallen, dass Elise einst kurz nach Roses Geburt spurlos verschwand? In Constances neuen Roman hofft sie, die Antwort zu finden und verirrt sich bald, wie sie es nennt, in Constances Wortwald...

"Ich muss gestehen, dass ich ein hexenartiges Wesen erwartet hatte. Eine zurückgezogen lebende Norne, die Cornflakesschachteln hortet, ein verrücktes, vertrocknetes Wesen mit zersausten Haar, aber mit einem genialen Geist. So sah Constance nicht aus."
Mit solchen scharfsichtigen Beschreibungen weiß die Autorin zu beeindrucken. Sie schafft plastische Frauenfiguren, die trotz mancher Orientierungslosigkeiten im Gedächtnis bleiben. Männer kommen im Roman dagegen überwiegend weniger gut weg, da ihnen Charakterschwächen anhaften.

Beide beschriebenen Zeitebenen faszinieren gleichermaßen, was allein schon ein Kunststück ist. Dennoch hatte die Handlung für mich einige Längen. Auch das brilliant skizierte Ende wies ein wenig zuviel Raum für Spekulationen auf. Dennoch ein beeindruckender Roman!

Miro76


Auf der Suche nach den Wurzeln

Rose hat mit 14 ihre Mutter ermordet. Nur in Gedanken. Denn es ist leichter sich eine tote Mutter vorzustellen, als eine Mutter, die ihr Baby verlassen hat. Aber die Sehnsucht nach der Mutter konnte sie nie ganz ablegen, obwohl ihr Vater alles versucht hat, ihr ein glückliches Leben zu ermöglichen.

Mit 34 treibt sie immer noch durchs Leben. Sie jobbt in einem Café, trotz abgeschlossenem Studium und ihr Freund versucht seine einem Jahr ein Business auf die Beine zu stellen, das wohl nie etwas werden wird. Genau in diese Leere hinein, bekommt sie von ihrem Vater zwei Bücher mit dem Hinweise, sie hätten ihrer Mutter sehr viel bedeutet und sie hätte die Schriftstellerin Constance Holden gut gekannt. Sie waren sogar ein Liebespaar.

Mit diesem Hinweis versucht Rose nun die Schriftstellerin zu finden, die seit dem Verschwinden ihrer Mutter nichts mehr veröffentlich hatte.

Gleichzeit springt der Roman immer wieder in die Jahre 1979 bis 1983 und wir erlesen uns die Geschichte von Elise, Rose's Mutter und Constance. Eine Beziehung, die wohl die schlechtesten Seiten in den beiden Frauen hervorgekehrt hat. Diese beiden Frauen haben sich nicht gut getan und Constance hat es ebenfalls nie geschafft, los zu lassen.

Das Zusammentreffen der beiden Frauen bietet einige Möglichkeiten, Altes aufzuarbeiten und hilft schließlich beiden, ihren Weg zu finden. Doch das ist nicht ohne einige Hürden zu bewältigen.

Die Zeitsprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit haben mir gut gefallen und bauen auch irgendwie Spannung auf. Trotz alldem konnte mich das Buch nicht richtig fesseln. Alles wirkt recht arg konstruiert, viele Themen werden untergebracht, die es teilweise nicht gebraucht hätte und dadurch fehlt den einzelnen Themen auch der Tiefgang. Es ist alles zu viel und zu wenig zugleich. Es kratzt immer nur an der Oberfläche. Das macht das Buch zu leichter Lektüre, wahrscheinlich perfekt als Strandlektüre, aber einen bleibenden Eindruck hinterlässt es bei mir nicht.

Im Großen und Ganzen habe ich es gerne gelesen, was aber auch damit zusammenhängt, dass ich es sehr schnell lesen konnte, denn es ist stilistisch sehr einfach gehalten. Es war nett, Rose auf ihrem Selbstfindungstrip zu begleiten, mehr aber auch nicht. Ein Buch, das man lesen kann, aber definitiv nicht muss.

Bibliomarie


Vielschichtig

Rose hat ihre Mutter nie gekannt. Als Kind dachte sie sich Fantasiegeschichten aus, die sie ihren Schulfreunden erzählte. Erst als Erwachsene erfährt Rose vom Verschwinden der Mutter Elise, ihrer Liebesbeziehung zur damals berühmten Schriftstellerin Constance Holden, und dass sie ihr Baby bei einer Freundin zurückließ und spurlos verschwand.
Rose liest die beiden Bücher der Holden, die offensichtlich nach Elises Verschwinden nie wieder einen Roman schrieb und beginnt die Frau zu suchen, die zuletzt mit ihrer Mutter sprach.
Der zweite Handlungsstrang berichtet aus der Perspektive von Elise, einer bildhübschen, aber orientierungslosen Frau. Sie lernt Connie kennen und lieben, aber die Beziehung scheitert, auch an ihrer Unfähigkeit Bindungen einzugehen.
Jessie Burton hat einen Sprachstil, der mir sehr gut gefallen hat. Sehr sensitiv beschreibt sie die Frauen, deren Leben und deren Vorstellungen von Glück. Das ist fast ein wenig spröde, so wie auch ihre Frauenfiguren spröde und zerbrechlich wirken. Die Suche nach dem Glück, nach der eigenen Stärke, die Rose und vor ihr, ihre Mutter Elise durchmachten, führt auch zu dramatischen, für mich nicht immer verständlichen Aktionen. So muss ich feststellen, dass mir Elise eigentlich als Charakter immer fremd blieb und ich wenig mit ihren Launen anfangen konnte. Vielleicht werde ich ihr damit nicht gerecht, denn ihre inneren Kämpfe werden von Jessie Burton sehr empathisch beschrieben.
Rose und Elise sind ähnliche Charaktere, sie lassen sich treiben, warten auf Etwas, dass ihrem Leben eine Wende gibt. Während das bei Elise sehr früh geschieht, sie lernt mit 20 Connie kennen und lieben, ohne dass sie daraus Sicherheit zieht oder reift, treibt Rose noch mit Mitte 30 ziellos durchs Leben. Erst als ihr Vater ihr von Constance Holden erzählt, beginnt sie sich mit Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Das Buch ist sprachlich schön geschrieben, mein Manko war nur, dass ich mit den Frauenfiguren nicht recht warm geworden bin und das mir dadurch das letzte Quäntchen bei diesem Roman fehlte.

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Zwiespältig

Ehrlich gesagt lässt mich das Buch mit einem großen Fragezeichen zurück. Ich weiß einfach nicht genau ob ich das Buch jetzt gut oder schwach fand.
Einerseits ist die Grundgeschichte sehr spannend: Rose`wächst ohne ihre Mutter auf, da diese verschwand als sie noch ein Baby war. Jetzt viele Jahre später versucht sie heraus zu finden was passiert ist.

Die Geschichte ist auf zwei Zeitebenen geschrieben: Einerseits begleiten wir in der Vergangenheit Elise (Rose Mutter) und in der Gegenwart Rose. Rose zu begleiten war für mich sehr spannend und auf diesen Seiten habe ich das Buch wirklich gemocht. Sie ist für mich eine sehr starke und insprierende Frau.
Elise hingegen fand ich sehr anstrengend und konnte ihr Handeln auch nicht immer nachvollziehen.

Der Schreibstil war auch gemischt. Beschreibende Szenen fand ich sehr schön geschrieben. Die Dialoge waren aber holprig und teilweise fast belanglos.

Insgesamt eine Geschichte die Potentzial hatte aber mich irgendwie nicht so hunderdprozentig überzeugen konnte.

Marie aus E.


Einfühlsam

Rose wächst allein bei ihrem Vater auf, ihre Mutter Elise verschwand, als sie noch ein Baby war und niemand weiß, was mit ihr geschehen ist.
Wirklich niemand? Als Rose schon Mitte 30 ist, erfährt sie, dass ihre Mutter damals mit einer berühmten Autorin zusammen war und diese Elise auch zuletzt gesehen hat, bevor sie verschwand.
Rose will es nun endlich wissen - was geschah damals?

Was sich hier in meiner Einleitung fast wie ein Krimi liest, ist ein Roman über Familie, Freundschaft, Liebe, Mutterschaft und der Sehnsucht nach Identität und Herkunftsklarheit.

Sehr einfühlsam und fesselnd geschrieben, die überwiegend weiblichen Figuren so ausformuliert, dass man sie fast persönlich zu kennen scheint.

Ich mag das Buch sehr, es hat mich berührt und unterhalten gleichermaßen, es ist nicht aufdringlich und trotzdem spannend und hat ein für mich richtig rundes, perfekt zum Buch passendes Ende.

Barbara Kumpitsch


Die Geheimnisse meiner Mutter

Beim Lesen merkt man schnell, dass die noch junge Autorin Sprache (Englisch) und Drama studiert hat. Man verfällt der Geschichte sofort, denn Rose hütet extrem lang das Verschwinden ihrer Mutter, bis sie selber an einem Wendepunkt in ihrem Leben steht. Es kommt alles so schön zusammen, denn ihre Mutter Elise hat Geheimnisse, die Roses Leben spiegeln. Roses Freundschaften und Beziehungen, ihr neuer Job bei Constance Holden, der berühmten Schriftstellerin, die mit dem Verschwinden der Mutter zu tun hatte, prägt diesen gelungen Roman. Ein fulminanter Pageturner und Lesefutter von der intelligenten Sorte!